Verkehr: Wiener lassen ihr Auto öfter stehen

(c) Erwin Wodicka
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Die Wiener Linien erzielen im Jahr 2012 ein Rekordergebnis bei den Passagierzahlen und bei den verkauften Jahreskarten. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Wiener, die ihre Wege per Auto zurücklegen.

Wien/stu. Nach der Niederlage bei der Bundesheervolksbefragung und der folgenden parteiinternen Kritik durfte sich Bürgermeister Michael Häupl am Dienstag mit angenehmeren Dingen beschäftigen. Mit 907 Millionen Passagieren erzielten die Wiener Linien 2012 einen neuen Rekord. Denn im Vorjahr wurden 32 Millionen Fahrten mehr registriert als im Jahr 2011.

Auslöser dieser Entwicklung ist laut Finanzstadträtin Renate Brauner und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou die Senkung des Preises für die Jahreskarte auf 365 Euro: Seit Anfang des Jahres besitzen rund 500.000 Wiener eine Jahresnetzkarte der Verkehrsbetriebe. Das ist ebenfalls ein neuer Rekord. Denn die Zahl der Jahreskartenbesitzer ist damit um 125.000 gestiegen. „Immer mehr Menschen sind in der Stadt umweltfreundlich unterwegs und lassen das Auto stehen“, so Vassilakou.

Diese Entwicklung wirkte sich auf den Modalsplit aus, also den Anteil von Auto, öffentlichen Verkehrsmitteln, Rad und Fußgängern an den gesamten in Wien zurückgelegten Wegen. 2012 wurden 39 Prozent aller Wege in Wien mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Das entspricht einem Plus von zwei Prozentpunkten innerhalb eines Jahres. Seit 2010 ist der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel sogar von 26 auf 39 Prozent gestiegen.
Im selben Zeitraum haben immer mehr Wiener ihr Auto stehen gelassen. 2010 wurden noch 31 Prozent der Wege in Wien per Auto zurückgelegt, 2012 waren es nur noch 27 Prozent.

Gleichzeitig ist der Anteil der Radfahrer deutlich gestiegen. 2010 wurden nur 4,6 Prozent aller Wege in Wien per Fahrrad zurückgelegt, 2012 waren es bereits 6,3 Prozent. Der Anteil der Fußgänger bzw. der zu Fuß zurückgelegten Wege in Wien blieb dabei mit 28 Prozent konstant. Wie hat sich die verbilligte Jahreskarte finanziell auf die Wiener Linien ausgewirkt? Laut Brauner wurden trotz Verbilligung Mehreinnahmen in der Höhe von 26 Millionen Euro verzeichnet. Denn 2011 nahmen die Wiener Linien 458 Millionen Euro ein, 2012 waren es 484 Millionen – ein Plus von 5,7 Prozent. Und: Viele Wiener, die bisher eine Zeitkarte hatten (Wochen- oder Monatskarte) haben sich eine Jahreskarte zugelegt. Wie lange es die Jahreskarte um 365 Euro gibt, ist noch offen. Es werde sicher Evaluierungen, also Inflationsanpassungen, geben, so Brauner. Wann der Preis steigen könnte, sei nicht absehbar.

Mehreinnahmen sind zu wenig

Mehreinnahmen durch neue Kunden können die Wiener Linien dringend brauchen – auch, weil sie die gestiegenen Ausgaben nicht decken. Immerhin stehen in den nächsten Jahren massive Investitionen an – weshalb die Stadt 2012 den Verkehrsbetrieben zusätzliche 30 Millionen Euro überweist, wie Brauner am Dienstag erklärt hat. Seit 2012 gibt es drei neue, durchgängige U-Bahn-Züge, 18 Ulf-Straßenbahnen und fünf Elektrobusse. Darüber hinaus wurden fünf neue U6-Züge bestellt. Und: Bis 2015 sollen die Ulfs das Stadtbild dominieren, also hauptsächlich Ulfs auf den Schienen im Einsatz sein.

Dazu kommen große Infrastrukturprojekte der Wiener Linien, die finanziert werden müssen. Beispielsweise die Verlängerung der Linie 26 im Herbst, die Verlängerung der U2 im Norden mit drei neuen Stationen, die die Seestadt Aspern erschließen (Hausfeldstraße, Aspern und Seestadt). Dazu kommen Bauarbeiten für die 4,6 Kilometer lange U1-Verlängerung im Süden nach Oberlaa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)

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