Wiener Linien verkürzen die Intervalle

Wiener Linien verkürzen die Intervalle
Wiener Linien verkürzen die Intervalle(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Wiener sind es gewohnt zu warten – vor allem auf U-Bahn, Bus und Straßenbahn. Diese Zeit wird nun aber verkürzt. U-Bahn, Bus und Straßenbahn werden ab 5. Oktober schneller kommen. Zumindest tagsüber.

[Wien/stu] Die Geschichte der Wiener Linien ist auch eine Geschichte des Wartens. Unzählige Wiener stehen täglich an den tausenden Haltestellen, lesen Zeitung, tippen am Smartphone oder starren gedankenverloren in die Luft – um die Zeit bis zur nächsten U-Bahn oder Straßenbahn zu überbrücken. Als vor 35 Jahren die erste Wiener U-Bahn zwischen Karlsplatz und Reumannplatz über die Gleise rollte, war das auch nicht anders. Nur gab es damals noch keine Smartphones zur Ablenkung.

Fünf Minuten mussten die Wiener damals tagsüber in Spitzenzeiten auf eine U-Bahn warten, zehn Minuten waren es am Abend. Ähnlich war es bei der Stadtbahn. Seitdem hat sich einiges verändert. Das U-Bahn-Netz wurde massiv ausgebaut, die Geschwindigkeit (ursprünglich 30 km/h) erhöht (bis zu 80 km/h). Die Wartezeiten dagegen sind ähnlich wie vor 35 Jahren. Damals dauerte es fünf Minuten, bis der nächste Zug kam. Heute sind es etwa vier Minuten. Am Abend sank das Intervall sukzessive von zehn auf 7,5 Minuten. Wegen der steigenden Fahrgastzahlen wurde es immer wieder – wenn auch nur minimal – verkürzt.

Nun wird ein (für die Wiener Linien) radikaler Schritt erfolgen: Die Intervalle aller U-Bahn-Linien (ausgenommen U6) und einiger Bus- bzw. Straßenbahnlinien werden mit 5. Oktober deutlich verkürzt – im Gegenzug werden sie allerdings in den frühen Morgenstunden an Wochenenden verlängert. Die Details:

► Linie U1: An Werktagen, die auch Schultage sind, verkehrt die U1 künftig von 9.30 bis 12.30 Uhr alle vier Minuten. Bisher waren es fünf Minuten – was laut Wiener Linien einer Kapazitätssteigerung von 25 Prozent entspricht, es können in dieser Zeit also 55.000 Fahrgäste mehr transportiert werden – insgesamt sind es rund 15 zusätzliche Fahrten pro Tag. Auch am Nachmittag wird das Intervall von 15.30 bis 18.30 Uhr auf vier Minuten verdichtet.

► Linie U2: Mit 5. Oktober geht die U2-Verlängerung in den Norden (zur Seestadt Aspern) in Betrieb. Von 13 bis 19 Uhr wird das Intervall zwischen Karlsplatz und Aspernstraße von fünf auf drei Minuten und 45 Sekunden verkürzt. Das betrifft auch die U2-Morgenspitze von 6 bis 9 Uhr. Damit absolviert die U2 an einem Werktag rund 30 zusätzliche Fahrten.

► Linie U3: Das Intervall sinkt in der Morgenspitze (9 bis 12 Uhr) von fünf auf vier Minuten. Die höhere Kapazität tagsüber sei notwendig, um den Ansturm der Einkäufer auf die Mariahilfer Straße zu bewältigen, wird bei den Wiener Linien argumentiert.

► Linie U4: Das Nachmittagsintervall (15.30 bis 18.30 Uhr) wird wegen der hohen Auslastung analog zu den anderen Linien (vier statt fünf Minuten) verkürzt.

► Linie U6: Die Intervalle auf der U6 werden ebenfalls verkürzt – allerdings erst ab 2014. Dann werden fünf neue Garnituren geliefert sein, um in der Hauptverkehrszeit alle 2,5 Minuten (bisher: 3 Minuten) mit einem Zug die Strecke befahren zu können. Zur Hauptverkehrszeit stehen dann 20 Prozent mehr Plätze zur Verfügung.

► Straßenbahn: Zwei Problemlinien haben sich die Wiener Linien bei den neuen Intervallen vorgenommen – den 43er (eine der am stärksten frequentierten Straßenbahnstrecken Wiens) und den 49er. Bei der Linie 49 wird an Werktagen mit Schulverkehr von 9 bis 12 Uhr im Vier-Minuten-Takt gefahren (bisher fünf Minuten), von 19 bis 20 Uhr dauert es dann sechs statt 7,5 Minuten. Auch beim 43er wird der Vier-Minuten-Takt eingeführt (9 bis 11.30 Uhr). In Summe bedeutet das 20 zusätzliche Fahrten auf der Linie 43 und rund ein Dutzend auf der Linie 49.

► Buslinien: Weil sie an Werktagen ausgelastet sind, werden 7A, 14A, 29A, 35A, 57A, 59A, 69A, 5B und 7B neue Intervalle bekommen. Zehn-Minuten-Intervalle werden großteils auf 7,5 Minuten verkürzt, meist von 8.30 bis 19 Uhr.

► Warten am Wochenende. Die Spitzenintervalle werden an Werktagen mit Schulbetrieb ausgeweitet – an Wochenenden und Feiertagen passiert (in den frühen Morgen- und späten Abendstunden) das Gegenteil. Straßenbahn- und Autobuslinien verkehren dann am Morgen in Intervallen, wie sie derzeit in den Abendstunden geführt werden. Einschränkungen für Wochenend-Frühaufsteher gibt es auch bei der U-Bahn. Samstags fährt sie bis sieben Uhr im 7,5-Minuten-Takt, danach im gewohnten Fünf-Minuten-Intervall. An Sonn- und Feiertagen wird das bestehende 7,5-Minuten-Intervall von acht auf neun Uhr verlängert. Argumentiert wird das mit niedrigen Fahrgastzahlen.

Intervalle kosten elf Mio. Euro

Jährlich entstehen durch kürzere Intervalle rund 10.000 zusätzliche Fahrten (mit etwa 700.000 Kilometern). Dieser Komfort hat seinen Preis: Rund elf Mio. Euro kosten die Intervallverkürzungen, die mehr Platz in den U-Bahnen bringen. Nur ein Teil davon wurde mit höheren (Einzel)Ticketpreisen hereingebracht. Bei den Wiener Linien will man deshalb nicht ausschließen, dass in Zukunft weitere Preiserhöhungen anstehen könnten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.08.2013)

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