„Angewandte": Neubau ist geplatzt

Universität für Angewandte Kunst am Kokoschka-Platz
Universität für Angewandte Kunst am Kokoschka-Platz(c) Jenis
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Die desolate Kunstuni hätte totalsaniert und erweitert werden sollen, es gab bereits ein architektonisches Siegerprojekt. Doch daraus wird nichts.

Wien. Die Universität für Angewandte Kunst am Oskar-Kokoschka-Platz (erster Bezirk) ist in einem desolaten Zustand. Dazu platzt die Hochschule mit immer mehr Studenten (derzeit 2000) aus allen Nähten. Nach jahrelangen Diskussionen wurde beschlossen: Die „Angewandte“ wird saniert, ein Neubau mit rund 10.000 Quadratmetern soll den eklatanten Platzmangel beheben – 2012 wurde dafür ein Architekturwettbewerb abgehalten und ein Siegerprojekt präsentiert. Doch daraus wird nichts. Der Neubau ist geplatzt, die umfassende Totalsanierung auch, es werden „nur“ Maßnahmen durchgeführt, um (salopp formuliert) den Betrieb und die Sicherheit aufrechtzuerhalten. Das ist sinngemäß der Inhalt jenes Briefs, den das Ministerium nun an Rektor Gerald Bast gesandt hat.


Seitens des Wissenschaftsministeriums wird gegenüber der „Presse“ bestätigt: „Der Neubau ist nicht finanzierbar, die Kosten sind explodiert, es gibt kein Geld vom Finanzministerium.“ Es werde aber eine Sanierung geben, „damit das Gebäude vollständig benutzbar ist“, es würden auch zusätzliche Flächen für die Angewandte angemietet. Das Finanzministerium spielt den Ball wieder zurück: Jedes Ministerium habe ein klar definiertes Budget – wie das Geld innerhalb des Ressorts ausgegeben wird, sei aber alleinige Angelegenheit des jeweiligen Ressorts. „Die qualitätsvolle Generalsanierung könnte jederzeit durch die BIG (Bundesimmobiliengesellschaft, Anm.) gestartet werden. Und auch der zusätzliche Flächenbedarf der Angewandten – sofern das vom zuständigen Wissenschaftsressort bestätigt wird – wird von unserer Seite unterstützt“, heißt es. Anders formuliert: Das Wissenschaftsministerium könne den Zubau jederzeit realisieren, müsse aber selbst das Geld dafür aufbringen.
Rektor Gerald Bast ist merkbar verärgert und überlegt Maßnahmen: „Die Klärung, was passiert, wird erst Ende nächste Woche erfolgen“, sagt er zur „Presse“. In der Vergangenheit hatte er massive Protestaktionen wie Lehrveranstaltungen an öffentlichen Plätzen in den Raum gestellt.

Kostenexplosion

Hintergrund der Entscheidung: Der Bund hat kein Geld, im Rahmen des Sparpakets muss jeder Cent zweimal umgedreht werden. Dazu kommt: Die prognostizierten Kosten für das als fix angesehene Projekt (der Eröffnungstermin wurde mit dem Jahr 2017 angegeben, laut Universitätsbeirat wurden bereits mehr als zehn Millionen Euro ausgegeben) sind explodiert. War 2012 von 46 Millionen Euro die Rede, stiegen die geschätzten Projektkosten innerhalb eines Jahres auf rund 105 Millionen. Das ist nicht nur finanziell, sondern auch politisch explosiv – in Zeiten, in denen Steuern erhöht, eisern gespart wird, um 2016 ein Nulldefizit zu erreichen, ist eine derartige Kostensteigerung gegenüber der Öffentlichkeit nicht zu rechtfertigen.

Die Enttäuschung des Rektors ist groß. Immerhin hatte er Ende des Vorjahres noch dramatisch gewarnt: Die Uni sei desolat, spätestens im Sommer 2014 sei der Schwanzer-Trakt nicht mehr nutzbar – wie zur Bestätigung ging während der Pressekonferenz das Licht wegen eines Stromausfalls aus. Bast erklärte damals wörtlich: „Unser Projekt wird in Geiselhaft genommen“ und ortete einen Konflikt zwischen den beiden Ministerin hinsichtlich der künftigen Gestaltung der Entscheidungsprozesse im Hochschulbau. Nun soll aber zumindest der Schwanzer-Trakt saniert werden. Derzeit umfasst das 1965 errichtete Gebäude eine Nutzfläche von 14.700 Quadratmetern, rund 25.000 Quadratmeter hätten es nach der Realisierung des Siegerentwurfs des Architekten Wolfgang Tschapeller werden sollen. Wie viele zusätzliche Flächen nun extern angemietet werden, ist noch Gegenstand von Verhandlungen.

Was passiert nun mit der WU?


Mit der Entscheidung gegen eine Totalsanierung samt Neubau ist gleichzeitig die Zukunft der alten Wirtschaftsuniversität Wien wieder völlig offen. Denn die Kunstuniversität hätte während ihrer Sanierung dort untergebracht werden sollen. Es ist damit die zweite Absage für den alten WU-Standort innerhalb kurzer Zeit. Denn auch das Parlament hätte ursprünglich für die Zeit seiner Sanierung in die alte WU übersiedeln sollen, geht nun aber in die Hofburg.

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