Wien: Keine Fußgängerzone für die City

Christian Dusek
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Die geplante Fußgängerzone im Bäckerstraßenviertel nahe des Stephansdoms ist gestorben, über die Fußgängerzone Mariahilfer Straße wird noch bis 7. März abgestimmt.

Wien. Fußgängerzonen lassen derzeit die Emotionen in Wien hochgehen. Das betrifft nicht nur die geplante Neugestaltung der Mariahilfer Straße, die großteils in eine Fußgängerzone samt Begegnungszone umgewandelt werden soll. Für hitzige Diskussionen sorgte seit Wochen auch ein ähnliches Projekt in prominenter Lage nahe des Stephansdoms. Dabei ging es um die Einführung einer Fußgängerzone im alten Univiertel, dem heutigen Bäckerstraßenviertel. Die drei Fragen: Sind Sie für die Einführung einer Fußgängerzone? Sind Sie für die Einführung eines Nachtfahrverbotes? Sind Sie dafür, dass die Wohnstraße bleibt?

Während die Umfrage über die Mariahilfer Straße noch bis 7. März läuft, ist die Entscheidung über die Fußgängerzone im Herzen der Altstadt (vom Lugeck entlang der Bäckerstraße) am Montag gefallen. Und sie fiel deutlich aus: 74 Prozent der Befragten sprachen sich gegen die Fußgängerzone aus - der status quo bleibt damit erhalten. Denn nur 22 Prozent konnten sich mit der Einführung einer Fußgängerzone anfreunden. Und überhaupt nur vier Prozent votierten für die Einführung eines Nachtfahrverbotes in dem betreffenden Gebiet.

Damit haben die Befürworter von Fußgängerzonen eine deutliche Niederlage erlitten. Denn auch der Streit um die City-Fußgängerzone hatte massive Emotionen ausgelöst - wenn auch auf lokaler Ebene, die Bäckerstraße also medial nicht so präsent war wie die Mariahilfer Straße.
Die Rücklaufquote der Befragungsbögen zeigt aber, welche Emotionen die geplante City-Fußgängerzone geweckt hat. Hatte City-Bezirkschefin Ursula Stenzel mit rund 30 Prozent Beteiligung gerechnet, nahmen mit fast 60 Prozent doppelt so viele Stimmberechtigte teil wie erwartet.

Geschäftsleute auch befragt

Bemerkenswert an der Befragung zur Fußgängerzone in der Innenstadt: Stenzel ließ etwa 600 Anrainer sowie die rund 100 Geschäftsleute, Lokalbesitzer und Gewerbetreibende befragen. Bei der Abstimmung über die Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße hatte die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, die auch für Bürgerbeteiligung zuständig ist, die Geschäftsleute ausgeschlossen. Mit der Begründung: Man würde die Kaufleute (die massiv gegen die Umgestaltung sind, Anm.) ja gerne mitstimmen lassen. Aber das gehe leider aus rechtlichen und verwaltungstechnischen Gründen nicht. Stenzel dagegen hat die Kaufleute eingebunden - mit den Worten, sie wolle „ein Fiasko à la Mariahilfer Straße" vermeiden.

Auslöser der Befragung über eine neue Fußgängerzone in der City waren die Proteste der dortigen Anrainer über nächtliche Lärmbelästigungen. Vor allem, nachdem beim Lugeck zwei neue Lokale (darunter eine Groß-Disco) eröffnet hatten, gab es immer mehr Beschwerden, erklärte Stenzel. Besonders Taxis würden in der Nacht auf der Suche nach Kunden ständig ihre Runden durch das Viertel drehen und den Bewohnern den Schlaf rauben, so Stenzel. Nachdem es nicht nur politische Diskussionen über die richtige Lösung des Problems gab, sondern auch in der Bevölkerung verschiedene Meinungen vorherrschten, ließ Stenzel die Befragung durchführen.

Wirtschaft gegen Anrainer

APA

Wirtschaftstreibende und Lokalbesitzer plädierten im Vorfeld für die Fußgängerzone. Auch mit dem Hintergedanken, dass (im Sommer) mehr Schanigärten möglich wären. Anrainer wehrten sich gegen die Fußgängerzone aus Angst vor mangelnden Zufahrtsmöglichkeiten zu ihren Häusern und Garagen - und auch aus Angst vor der Vernichtung von Parkplätzen. Viele wollten zunächst ein Nachtfahrverbot von 22 bis 6 Uhr, um die Taxis fernzuhalten. Allerdings: Das Gebiet ist bereits als Wohnstraße gewidmet, also verkehrsberuhigt - ein zusätzliches Nachtfahrverbot ist rechtlich nicht möglich. Zudem hätte ein Nachtfahrverbot auch die Anrainer betroffen.

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