Wien: „Busse sind viel zu leise“

(c) Wiener Linien / Zinner
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Sehbehinderte wollen wegen der neuen geräuscharmen Busse in Wien vor Gericht ziehen.

Wien. Des einen Freud ist des anderen Leid. Während sich etliche Anrainer über die neuen, geräuscharmen Busse der Wiener Linien freuen, fürchten Sehbehinderte um ihr Leben. „Die neuen Busse sind viel zu leise. Wir kämpfen seit Jahren dafür, dass sie hörbar gemacht werden. Es sind ja auch keine unsichtbaren Busse erlaubt“, sagt Monika Weinrichter von der Bürgerinitiative Elektra.

„Für uns ist das ungefähr dasselbe.“ Es seien nicht nur die Elektrobusse, die sie fürchte, vor allem die neuen Gelenkbusse seien gefährlich, weil sich der ohnehin leise Motor im hinteren Teil des Fahrzeugs befindet. Wenn der erste Teil des Fahrzeugs also um die Kurve biege, sei das nicht hörbar. Elektra hat bisher 700 Unterschriften gesammelt, die sie dem Nationalrat vorlegen möchte. Sollte es keine Einigung mit den Wiener Linien geben, wollen sie vor Gericht ziehen. „Barrierefreiheit ist seit 2016 verpflichtend und bedeutet nicht nur keine Stufen“, sagt Weinrichter. 2013 hätte es bereits einen Schlichtungsversuch gegeben, der aber gescheitert ist.

Zufriedene Anrainer

„Wir haben versucht, eine gemeinsame Lösung zu finden, manchmal gibt es aber keine“, sagt Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang. Man hätte die Sehbehindertenverbände noch vor dem Kauf einbezogen, mehrere Tests zur Hörbarkeit durchgeführt. Dabei wurde eine gute Hörbarkeit bei 93 Dezibel attestiert. „Gesetzlich erlaubt sind aber nur 80 Dezibel – wir müssen auch auf die Hunderttausenden Anrainer achten – die sind froh, dass die Busse leiser sind“, sagt Lang. Der Geräuschpegel der neuen Busse liegt je nach Geschwindigkeit bei 60 bis 70 Dezibel. Bisher wurden 60 Millionen Euro in die 217 neuen Busse investiert, eine weitere Tranche soll noch dieses Jahr ausgeschrieben werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2016)

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