Reaktionen: Stadt Wien lädt Ensemble ins Rathaus ein

Der Bühnensturm der Identitären vom Donnerstagabend im Wiener Audimax hat am Freitag für etliche politische Reaktionen gesorgt.

  • Die Stadt Wien will das Ensemble der "Schutzbefohlen", das "Opfer einer Störaktion durch rechtsextreme Identitäre wurde, zu einer Aufführung ins Wiener Rathaus einladen". Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) sprachen die Einladung via Aussendung gemeinsam aus. "Der Wiener Weg ist ein Weg der Gemeinsamkeit und der Integration. Wir werden uns als Stadt nicht auseinanderdividieren lassen - schon gar nicht durch solche Aktionen", so Häupl laut der Aussendung.
  • Der Vorfall beschäftigt auch den Präsidentschaftswahlkampf: Für SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer seien solche Aktionen ein "Alarmzeichen". Mit verantwortlich macht er die FPÖ, die mit ihrer Politik den Nährboden für solch rechtsextreme Gruppen bereite, wie er gegenüber der Austria Presseagentur sagte. Entsprechend warnt der rote Hofburg-Anwärter auch davor, bei der Präsidentenwahl die Stimme dem freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer zu geben. Er fürchte, dass bei dessen Präsidentschaft Gruppen wie die Identitären eine "gewisse Salonfähigkeit" erhielten. Auch SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder stellt mit Hinweis auf den Vorfall die Frage, "ob ein FPÖ-Kandidat ein Präsident für alle sein kann."

  • "Die gestrige Störaktion an der Universität Wien ist schockierend und reiht sich leider in eine Reihe von Übergriffen dieser Gruppe ein, die zutiefst abzulehnen sind", meinte etwa Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) und weiter: "Die verfassungsrechtlich verankerte Freiheit der Kunst und die Meinungsfreiheit sind genauso wie der Schutz von Minderheiten in einer aufgeklärten Demokratie unantastbar." Der Minister erwartet sich nun von allen politischen Parteien "eine klare Haltung und Positionierung" zu dem Vorfall. Es dürfe "kein Wegschauen, kein Akzeptieren und kein Verharmlosen" geben.

  • "Die Störaktion rechtsextremer Identitärer bei der Aufführung des Stücks 'Die Schutzbefohlenen' von Elfriede Jelinek im Audimax ist ein gescheiterter Versuch, die Freiheit der Kunst einzuschränken", sagt Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) in einer Aussendung.
  • "Gezielte Aktionen wie Saalstürmungen sind Methoden, die man aus der Zeit des Nationalsozialismus kennt", regierte der stellvertretende Klubobmann der Grünen, Albert Steinhauser, in einer Aussendung und wies auf die Häufung der Identitären-Aktionen in den vergangenen Wochen hin (Angriffe auf Demonstranten, Besetzung der Grünen Parteizentrale in Graz). Die Grüne Menschrechtssprecherin Alev Korun: "Offensichtlich werden diese Rassisten von dem massiven Rechtsruck in der Politik, die Flüchtlinge ständig als 'Problem' darstellt, ermutigt."

  • Beate Meinl-Reisinger, Klubobfrau und Kultursprecherin der Wiener Neos, findet den Vorfall "inakzeptabel". Er wecke "beängstigende Assoziationen. Wir alle müssen verhindern, dass wir wieder in Zeiten geraten, wo Kunst- und Kulturveranstaltungen aus Gesinnungsgründen von politischen Gruppierungen gestört werden."

  • "Die laut DÖW neofaschistischen Gewalttäter_innen machten dabei keinen Unterschied zwischen Erwachsenen, Schwangeren oder Kindern, die unter den Schauspieler_innen waren", hieß es in einer Aussendung der Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) der Uni Wien - sie war Mitveranstalter des Theaterabends.

(Red.)

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