Heumarkt-Areal. Der Baustopp sorgt beim Eislaufverein für Unmut. Die Gespräche mit dem Investor seien knapp vor dem Abschluss gestanden.
Wien. Der Wiener Eislaufverein (WEV) ist verärgert darüber, dass die Stadt die Neugestaltung des Heumarkt-Areals – auf dem sich der Eislaufplatz befindet – vorerst nicht genehmigt. Man sei von der Entscheidung „negativ überrascht“ worden, teilte Pressesprecher Peter Menasse am Donnerstag in einer Aussendung mit. Denn die Verhandlungen mit dem Investor, Michael Tojners Wertinvest, seien knapp vor dem Abschluss gestanden.
Der Vorstand des WEV hat laut eigenen Angaben in einer Sitzung die von Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) ausgerufene Nachdenkpause zum Projekt analysiert. Die Stadt hat vergangene Woche verkündet, dass es keine Flächenwidmung für das umstrittene Projekt zwischen Hotel Intercontinental und Konzerthaus geben wird. Auf dem Gelände hätte unter anderem ein 73 Meter hoher Wohnturm entstehen sollen.
„Für den WEV war es vor drei Jahren keine leichte Entscheidung, in die Verhandlungen mit dem Investor einzutreten. Inzwischen wurde nachhaltig und gut verhandelt und in wesentlichen Punkten bereits eine für den WEV akzeptable Lösung erarbeitet“, gab der Verein Einblick in die bisherigen Gesprächsrunden: „Zuletzt waren bei den Verhandlungen mit Wertinvest nur mehr wenige Punkte technischer, juristischer und wirtschaftlicher Natur offen, die in kurzer Zeit hätten abgearbeitet werden können.“
Dies sei der Grund, warum man negativ überrascht worden sei, dass man so „knapp vor dem Ziel“ mit einem Stopp konfrontiert werde: „Der WEV wäre durch eine längere Verzögerung und die damit einhergehende Rechtsunsicherheit mit ernsten, vor allem auch wirtschaftlichen Problemen konfrontiert.“ Es liege daher im dringenden Interesse des Vereins, eine rasche Klarstellung vonseiten der Politik zu erhalten. Der Eislaufverein plädiert nun für gemeinsame Gespräche aller Beteiligten. Man habe diesen Wunsch auch bereits Vassilakou übermittelt.
Höhe und Proportionen
Maßgeblich für die am vergangenen Freitag bekannt gewordene abschlägige Entscheidung waren laut Vassilakou nicht nur die Höhe des Wohnturms, sondern auch die Proportionen der Objekte, die Breite der Wege sowie das Hereinragen der Eisfläche in den Straßenraum. Aus einigen Blickwinkeln betrachtet seien zudem negative Auswirkungen auf das Stadtbild zu erwarten, verwies Vassilakou auf einen Befund, der im Rahmen einer Strategischen Umweltprüfung erstellten erstellt wurde. Sie erinnerte zudem daran, dass noch keine finale Zustimmung des Wiener Eislaufvereins vorliege.
„Wir werden nachdenken“
Der Projektbetreiber, Wertinvest Hotelbetriebs GmbH, kann derzeit laut eigenen Angaben noch nicht abschätzen, was die nunmehrige Entscheidung konkret für die Projektentwicklung bedeutet. „Wir werden selbstverständlich nachdenken – so wie wir dies seit Planungsbeginn 2012 im intensiven Dialog mit allen tun“, sagt Geschäftsführerin Daniela Enzi. Man erwarte jedoch Vorgaben von Vassilakou, „worüber und in welche Richtung wir nachdenken sollen“.
Die Vizebürgermeisterin lobte vorige Woche jedenfalls die Rolle des Betreibers. Dieser habe ausgezeichnet kooperiert und sei hochprofessionell vorgegangen. Im Rathaus hofft man nun auf neue Pläne für das auch als Heumarkt-Areal firmierende Grätzel. Denn eine Neugestaltung der in die Jahre gekommenen Fläche sei sehr wohl nötig. Das Areal sei momentan wenig attraktiv. (red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)