Gebrüder Stitch sind insolvent

Gebrüder Stitch: Moriz Piffl, Michael Lanner
Gebrüder Stitch: Moriz Piffl, Michael Lanner Gabriele Paar / Die Presse
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Die Wiener Maßjeans-Hersteller sind zahlungsunfähig. Elf Mitarbeiter sind betroffen. Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Die Geschäfte bleiben vorerst offen.

"Respect your ass", oder: "Bringt das Christkind sonst nur Tand - schenk doch heuer gscheites Gwand": Mit pfiffigen Werbesprüchen für ihre Jeans aus Biobaumwolle haben sich die Gebrüder Stitch vor sechs Jahren ziemlich rasch in in die Herzen urbaner Wiener getextet. Mit ihren Maßjeans, die nachhaltig in Österreich genäht werden, waren sie für viele der Inbegriff des jungen, coolen Handwerk-Startups. Das allerdings derzeit ums finanzielle Überleben kämpft. Die Gebrüder Stitch GmbH habe ein Insolvenzverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt - das gab der Gläubigerschutzorganisation AKV Europa am Mittwoch in einer Aussendung bekannt. Elf Mitarbeiter sind betroffen.

Kapitalerhöhung geplatzt

Das Abgleiten in die Insolvenz wird laut AKV auf Umsatzrückgänge und die daraus resultierenden Probleme zurückgeführt. Moriz Piffl, einer der beiden "Gebrüder", dementiert das. Die Firma hätte in den letzten Monaten an einer zweiten Kapitalerhöhung über 650.000 Euro gearbeitet, um den weiteren Aufbau der Gebrüder Stitch zu finanzieren. Die Kapitalerhöhung hätte sich letzte Woche unerwartet zerschlagen, daher habe man den Antrag zum gerichtlichen Sanierungsverfahren gestellt. Details zur plötzlich geplatzten Kapitalerhöhung wollte er im Gespräch mit der "Presse" nicht nennen.

Geschäfte bleiben vorerst offen

Ziel der beiden Unternehmer (Piffl führt die Gebrüder Stitch gemeinsam mit Co-Gründer Michael Lanner) sei es, trotzdem die Firma weiterzuführen. Die Gebrüder Stitch haben in der Mariahilfer Straße ihr Jeansgeschäft "Arschsalon" sowie einen zweiten "Arschsalon" in Berlin. Weiters ist eine Produktionsstätte auf die Mariahilfer Straße 101 angemeldet. Die Gebrüder haben nun zehn Tage Zeit, um eine Kaution für die Weiterführung des Betriebes zu hinterlegen. Derzeit arbeite man gemeinsam mit Gesellschaftern und Investoren an einer Lösung, um die notwendigen Mittel zu beschaffen. Die Geschäfte bleiben vorerst offen. "Dank der Mitarbeiter, die jetzt zwar keine Gehälter bekommen, aber tapfer ihren Dienst tun, geht es jetzt einmal weiter", so Piffl.

Piffl und Lanner sind auch noch Gesellschafter des Cafés Vollpension sowie vom Heurigen Zum Gschupftn Ferdl. Diese Betriebe seien von dem Verfahren nicht betroffen, da es keine gesellschaftlichen Verschränkungen gebe, erklärte Piffl. Die Gebrüder Stitch GmbH ist dafür laut Firmenbuch zu 75 Prozent Eigentümer der Street Fair Factory GmbH, die anderen 25 Prozent gehören der Caritas Wien (Hilfseinrichtungen der Caritas der Erzdiözese Wien). Piffl und Lanner selbst gehören jeweils rund 38 Prozent der Gebrüder Stitch GmbH, die restlichen Anteile sind auf 14 weitere Gesellschafter aufgeteilt.

Jeans bald von der Stange?

Der Öffentlichkeit präsentierten die Gebrüder ihre Jeans erstmals 2010, 2014 wagte man den Sprung in die Breite. Damals wurden Stores in Frequenzlage eröffnet sowie Investoren ins Unternehmen geholt. "Wir wurden damit von der kleinen Hinterhofschneiderei im Hosenlabor quasi zum Maßjeans-Startup", schreibt Piffl in einer Aussendung. Ein Start-up, das - wie viele andere auch - erst einmal in die schwarzen Zahlen kommen musste.

Und das gestaltet sich als schwierig -was freilich auch damit zu tun hat, dass die Jeans in Österreich produziert werden. "Kleidung in Österreich zu produzieren ist kein leichtes Unterfangen und Kostentreiber Nummer Eins sind die Personalkosten", so Piffl. "Man kann wohl für die Produktionskosten, die man hier an einem Tag hat, in anderen Ländern mehrere Wochen arbeiten." Trotzdem wolle man an der lokalen Produktion nicht rütteln. Es gebe aber Überlegungen, in Zukunft auch Jeans für die Stange zu produzieren.

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