Wien: Die kurze Rückkehr des Doppeldeckers

Bus Linie 13
Bus Linie 13(c) Wiener Linien (Wiener Linien)
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Stockautobusse sind seit 1991 aus dem Stadtbild verschwunden. Dass sie jemals wieder in Wien unterwegs sind, ist unwahrscheinlich – doch für eine Aktion gibt es nun eine Ausnahme.

Wien. Es ist ein klassisches Großstadtphänomen, dass man Dingen nachweint, die man – zumindest noch ein bisschen – in Erinnerung hat. Der Doppeldeckerbus ist ein solches Phänomen. Warum, fragt sich so mancher Fahrgast im stoßzeitlich überfüllten Bus, zieht man nicht einfach wieder einen zweiten Stock ein, damit man nicht so gequetscht stehen muss. Damals, taucht dann die Erinnerung auf, hat das Fahren mit den zweistöckigen Gefährten jedenfalls ziemlichen Spaß gemacht.

Das Erinnerungsfenster, das man für dieses Gefühl parat haben muss, liegt zwischen den Jahren 1960 und 1991. In dieser Zeit wurden einige Strecken in Wien mit Doppeldeckerbussen befahren. Von 1960 an mit der ersten Generation, dem DD2FU von Gräf & Stift, der ein knappes Jahrzehnt lang im Einsatz war. Von 1976 an war mit dem DDH200/43/16, ebenfalls von Gräf & Stift, die zweite Generation der Doppeldeckerbusse in der Stadt unterwegs. Sie sind es, die noch recht viele aktiv mitbekommen haben dürften, immerhin ist es gerade einmal 25 Jahre her, dass sie noch in Betrieb waren.

Erinnerung an den 13A

Unterwegs war er auf mehreren Strecken – allerdings nur auf solchen, die für die Höhe der Busse geeignet waren – immerhin war die zweite Generation 4,20 Meter hoch. So fuhr der Doppeldecker etwa als 15A zwischen Meidling und Simmering oder als 4A zwischen der Leopoldstadt und dem Karlsplatz. Und nicht zuletzt war auch der 13A ab dem 1. Juli 1961 als Stockautobus unterwegs. Was spätestens wieder als kollektiv verklärte Erinnerung auftauchte, als im Herbst 2010 die erste rot-grüne Koalition im Wiener Rathaus paktiert wurde. Die Grünen brachten damals den Plan auf, die notorisch überlastete Buslinie durch eine Straßenbahn zu ersetzen.

Im Zuge der Diskussion wurde auch wieder die Doppeldeckerlösung hervorgekramt. Und natürlich tauchte die Frage auf, warum man diese Lösung nicht weitergeführt hatte. Immerhin hat man in einem Bus mit zwei Ebenen mehr Platz. Allein, die Milchmädchenrechnung hat einen Haken. Dass nämlich die 129 Plätze, die das Modell bot, zwar gut klingen. Doch dass den vielen Passagieren auch nur drei Türen zur Verfügung standen.

In Kombination mit der wienerischen Urangst, bei der Station nicht aus dem Gefährt herauszukommen („Steigen Sie aus?“), ergab sich dann oft die Situation, dass der obere Bereich leer war, während sich unten erst recht die Massen drängten. Gerade einmal die Kinder schätzten das Gefühl, in der ersten Reihe des oberen Stockwerks – wie Captain Kirk auf der Kommandobrücke. Der Rest der Passagiere plagte sich im unteren Bereich – oder balancierte auf den Treppen, die auch noch einiges an Platz wegnahmen. Gerade bei Buslinien wie dem 13A, dessen Strecke zeitweise einem engen, verwinkelten Labyrinth ähnelt, hat der Stockautobus noch einen weiteren Nachteil – dass die Passagiere oft nur einige wenige Stationen fahren, es also recht häufig zu Fahrgastwechseln kommt.

Nostalgie in der Neubaugasse

Statt Stockautobus oder Straßenbahn erweiterten die Wiener Linien schließlich 2014 die Kapazität auf der 13A-Stecke mit Gelenkbussen – die sind für bis zu 143 Passagiere zugelassen und haben vier Türen, die noch dazu seitlich nach außen aufgehen. Insofern ist es nur eine einmalige Ausnahme, dass heute, Mittwoch, wieder ein Stockautobus in der Neubaugasse unterwegs ist. Die Kaufleute der Neubaugasse haben sich ein Modell vom Verkehrsmuseum ausgeborgt, das Nostalgiefreunde von 11 bis 17 Uhr besichtigen können.

Dass im Regelverkehr wieder Stockbusse unterwegs sein könnten, ist jedenfalls lang nicht in Sicht. Auch dann nicht, wenn jetzt besonders viele Menschen in nostalgischer Verklärung dem alten Lebensgefühl mit Doppeldeckern im Stadtbild nachweinen.

AUF EINEN BLICK

Der Doppeldecker kehrt auf Initiative der Kaufleute der Neubaugasse für einen Tag zurück. Heute, Mittwoch, wurde um 11 Uhr ein Exemplar des DDH200/43/16 durch die Neubaugasse gefahren und danach auf Höhe Neubaugasse 2 ausgestellt. Besucher können den Bus von innen (inklusive sitzen hinter dem Lenkrad) und außen besichtigen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2016)

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