Punsch und Musik unter dem Riesenrad

Der Wintermarkt neben dem Riesenrad.
Der Wintermarkt neben dem Riesenrad.(c) Clemens Fabry
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Ja, auch der Prater hat einen eigenen Wintermarkt, auf dem viele Touristen bei Pop und Rock Punsch trinken. Man kann hier aber auch im fast verwaisten Wurstelprater in die Geisterbahn steigen.

Wann ist etwas einfach schön, und wann beginnt der Kitsch? Das ist, wie so vieles, wohl Ansichtssache. So oder so: Kalt lässt der Anblick des beleuchteten Riesenrads in der Dunkelheit wohl nur wenige. Die Wagons sind festlich mit Lichterketten umrahmt und drehen sich (wie immer sehr gemächlich) im Dunkeln. Viel festlicher geht es nicht mehr, zumindest nicht hier im grellen Wurstelprater. Tatsächlich ist das Riesenrad die größte Attraktion des Wintermarkts, der sich quasi zu Füßen der Sehenswürdigkeit erstreckt.

Viele Wiener kennen den Wintermarkt auf dem Riesenradplatz nur vom Hörensagen. Denn im Winter, in der Kälte, in den Wurstelprater: Wer macht so etwas? Nun, zunächst einmal viele Touristen, die hier dafür sorgen, dass der Markt mit seinen im Kreis angeordneten Holzhütten gut besucht, aber nicht ungut überfüllt ist. Man muss den Markt aber nicht nur den Touristen überlassen, gerade zum 250-Jahr-Jubiläum, das der Prater im heurigen Jahr begeht, kann man sich ruhig auch im Winter in den Prater begeben.

Erwarten darf man sich vor allem Kulinarisches: Sämtliche Marktstände verkaufen Getränke und Speisen. Geschenkartikel oder Weihnachtsschmuck sucht man hier vergebens. Trinken und Essen also: Es gibt hier Punsch und Glühwein in vielen Varianten, manche (Bananenpunsch, Tequilapunsch) scheinen eher etwas für Mutige, Punschverweigerer werden vielleicht mit Eggnog oder Kakao mit Rum glücklich. Das große Plus des Wintermarkts (wenn auch ein Wahnsinnsstromfresser): die Heizschwammerln, die neben vielen Ständen aufgestellt sind. An kalten Abenden tut es richtig gut, sich hier aufzuwärmen.

Zu Essen gibt es Waffeln von einem Stand namens Waffelweiber (nicht der einzige Stand mit halboriginellem Namen) oder Baumkuchen. Auf gewohnte Pratervorlieben muss man auch im Winter nicht verzichten, es gibt Langos und Zuckerwatte, aber auch eine breitere Auswahl als sonst: von Wraps über Gulasch bis zu indischen Spezialitäten.

Zudem: viel Musik, recht laut und vorwiegend aus der Kategorie Christmas Rock und Pop. Das würde man anderswo vielleicht unpassend finden, hier in der Kulisse des Praters passt das aber ganz gut. Von Donnerstag bis Sonntag gibt es außerdem jeden Abend Livemusik auf einer kleinen Bühne, von Gospel bis Pop.

Am kommenden Wochenende (17. und 18.12., 18 Uhr) wird auch der Coca-Cola-Weihnachstruck anlässlich des 250-Jahr-Jubiläums Halt machen: Das ist jener riesige Laster, den man aus der Werbung kennt, und der, mit 379 Metern an Lichtschläuchen dekoriert, durch die Lande tourt (und wohl eindeutig in die Kategorie Kitsch fällt). In Wien macht er nur beim Riesenrad Station – ehrlicherweise würde er auch nirgendwohin besser passen.

Das mag alles nicht übertrieben besinnlich klingen. Wer eher nach einem ruhigen, beschaulichen Markt sucht, ist auf dem Pratervorplatz falsch. Insofern ist auch der Name „Wintermarkt“ (ohne Hinweis auf Weihnachten) treffend. Auch, weil der Markt sogar bis 8. Jänner geöffnet hat und hier auch Silvester gefeiert wird.

Eine neue Erfahrung ist es dann auch, sich nach einem Glas Glühwein weiter in den Wurstelprater hineinzuwagen. Das geht mit dem Winterzug, der eine Runde durch den Prater dreht. Oder zu Fuß: Gerade wenn es nebelig ist, wirkt der sonst so laute und grelle Prater fast ein wenig unheimlich. Die meisten Attraktionen haben geschlossen, man spaziert also an verdunkelten Geisterbahnen (eine hat aber offen!) und anderen verwaisten Attraktionen vorbei. Wer will, fährt zwischendurch Autodrom oder mit dem Kettenkarussell, das einen 117 Meter hoch hinaufbringt. (Der Fahrtwind in der Kälte ist freilich nicht ohne.)


Ochs und Esel. Eine zum Riesenradplatz konträre Linie hat jener neue Wintermarkt eingeschlagen, der an diesem und am kommenden Wochenende aufsperrt: Unweit des Praters auf dem Areal der Trabrennbahn Krieau verwandelt ein Kollektiv an Kreativen die ehemaligen Stallungen – das Gelände heißt nunmehr Creau (für Creative Au) – zu einem alternativen Weihnachtsmarkt namens Ochs und Esel. Die Pferdeboxen werden zu Verkaufsständen, eine sogar zum Fotostudio, in dem man sich fotografieren lassen (und die Bilder gleich als Fine-Art-Print mitnehmen) kann. Andere Stände werden von lokalen Kreativen (Wiener Helden, Prater & Stern) bespielt, es gibt auch eine Spielzeugtauschbörse, eine DJ-Line und nächsten Sonntag eine interaktive Lesung samt Musik für Kinder mit Herrn Tischbein (14 Uhr). Erreichbar ist der Markt am besten mit der U2 (Station Stadion).

Im Prater

Der Wintermarkt auf dem Riesenradplatz hat bis 8. Jänner täglich bis 22 Uhr (am 31.12. bis 2 Uhr früh) geöffnet. www.wintermarkt.at

Den Ochs-und-Esel-Wintermarkt in der Krieau kann man heute, Sonntag, sowie am kommenden Wochenende besuchen: Sa, 15 bis 22 Uhr, So, 11 bis 18 Uhr. www.creau.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2016)

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