Faktencheck: Feinstaub wird weniger, nicht mehr

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„Die Belastung ist nicht zurückgegangen“, sagt Rüdiger Maresch, Umweltsprecher der Wiener Grünen. Tatsächlich verringerte sich der Feinstaubausstoß seit 2000 um 27 Prozent.

Wien. Braucht Österreichs Hauptstadt in Zukunft Fahrverbote für Pkw, die nach älteren Abgasnormen als Euro 6 zertifiziert wurden? Wiens Grüne arbeiten an diesem Plan und argumentieren das mit der – vermeintlich – schlechten Luftqualität in der Stadt.

Umweltsprecher Rüdiger Maresch schreibt in einer Aussendung: „Die Feinstaubbelastung ist trotz zahlreicher Maßnahmen nicht zurückgegangen.“ Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou legte gegenüber der Austria Presse Agentur nach und stellte fest: „In diesem Winter zeigt sich, dass immer noch Handlungsbedarf besteht.“ Aber stimmt das auch?

Die Feststellungen von Wiens grünen Spitzenpolitikern decken sich zumindest nicht mit den amtlichen Daten des Umweltbundesamts. Das ist übrigens genau jene Dienststelle, die der Partei bis zum Herbst Vorschläge für die mögliche Ausgestaltung sogenannter Umweltzonen liefern soll. Jedenfalls: Der Feinstaubausstoß in Wien wird nicht mehr, sondern weniger. Deutlich weniger sogar. Vor allem der nun im Visier stehende Verkehrssektor hat im Lauf der vergangenen Jahre wesentlich dazu beigetragen.

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Seit dem Jahr 2000 ging die Gesamtemission in der Hauptstadt von 2408 auf 1759 Tonnen im Jahr 2014 zurück (aktuellere Daten sind noch nicht veröffentlicht). Das entspricht einem Rückgang um 26,9 Prozent.

Besonders große Fortschritte erzielte diesbezüglich der Verkehrssektor, der allerdings nicht zwischen Pkw-, Schwer- und öffentlichem Verkehr unterscheidet. Seit der Jahrtausendwende konnte in diesem Bereich der Ausstoß gefährlicher, die Lunge und das Herz-Kreislauf-System schädigender Feinstpartikel sogar um 41,7 Prozent gesenkt werden.

Man kann diese Entwicklung auch noch anders darstellen. Insgesamt wurde im Untersuchungszeitraum mithilfe mehrerer Maßnahmen (Rußpartikelfilter, Salzsole statt Splitt etc.) der jährliche Gesamtausstoß um 649 Tonnen reduziert. 549 Tonnen davon entfallen auf den Verkehrssektor.

Wetter spielt größte Rolle

Allerdings: Mit 43,6 Prozent Anteil ist der Verkehr in Wien nach wie vor der mit Abstand größte Feinstaubsünder (Österreich: 18,5 Prozent). Zu tun hat das damit, dass die großen Feinstaubmühlen der Länder (Industrie, Privathaushalte, Landwirtschaft) in Wien eine viel geringere Rolle spielen.

Die hohe Zahl an Messwertüberschreitungen in den ersten Wochen des Jahres 2017 (Liesing: 19 Mal) hatte in Wien insbesondere mit der kalten und windarmen Inversionswetterlage zu tun. Im vergleichsweise milden Winter 2016 waren es ebendort nämlich nur neun.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2017)

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