Sora-Studie: Akzeptanz für Flüchtlinge in Wien stark gestiegen

Archivbild: Ein afghanischer Flüchtling in einer Unterkunft in Wien-Döbling
Archivbild: Ein afghanischer Flüchtling in einer Unterkunft in Wien-DöblingAPA/HELMUT FOHRINGER
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Eine Umfrage zeigt deutlich verbesserte Werte in der Umgebung von Notunterkünften, zuletzt waren nur mehr 14 Prozent der Nachbarn dagegen. Die Auflassung der Quartiere ohnehin in vollem Gang.

Nähe schafft offenbar tatsächlich Vertrauen: Die Einstellung der Wiener zu Flüchtlingen hat sich im Verlauf der vergangenen Monate deutlich verändert - zum Positiven. Das ist das Ergebnis einer vom Meinungsforschungsinstitut Sora im Auftrag des Rathauses durchgeführte Studie. Vor allem Anrainer von Notunterkünften sind inzwischen deutlich weniger besorgt.

Befragt wurden insgesamt 1600 Personen, wobei 600 in der Nähe von ausgewählten Flüchtlingsquartieren wohnten. Verglichen wurden dabei die Werte vor der Eröffnung von Einrichtungen mit jenen nach der Inbetriebnahme. Nach dieser habe sich die Akzeptanz schlagartig gebessert, berichtete Studienautor Bernhard Hoser: "Die Situation hat sich nach der Eröffnung sehr schnell beruhigt."

Weniger Ablehnung bei umstrittenen Einrichtungen 

Waren zuvor insgesamt nur 44 Prozent für die Einrichtung einer Unterkunft in ihrer unmittelbaren Nähe, kletterte die Zustimmung danach auf 69 Prozent. Dem entsprechend sank die Ablehnung, wobei anfangs 22 Prozent der Anrainer dagegen waren, später nur mehr 14 Prozent.

Besonders signifikant war der Umschwung in der Nähe besonders umstrittener Einrichtungen - etwa in der Ziedlergasse in Liesing. Waren zuvor nur 45 Prozent für einen Verbleib, betrug hier der Wert zuletzt 72 Prozent. Für eine Schließung traten nur mehr 14 Prozent ein. Zu Beginn waren es noch 28 Prozent gewesen.

Auch die generelle Akzeptanz geflüchteter Menschen ist laut der Studie groß: 56 Prozent der Wiener haben demnach nichts dagegen, wenn Betroffene in ihrem Haushalt oder in der Nachbarschaft wohnen. 20 bzw. 12 Prozent sind zumindest für eine Aufnahme in der eigenen Stadt bzw. im eigenen Land. Zwölf Prozent würden die Einreise hingegen verweigern. Der Integration von Flüchtlingen messen die Wiener eine große Bedeutung zu, wobei Spracherwerb und Schulbesuch hier als besonders dringlich genannt wurden.

Zahlreiche Stadtbewohner haben sich auch bereits persönlich engagiert: 60 Prozent haben laut der Befragung für Flüchtlinge gespendet, 13 Prozent auch ehrenamtlich mitgearbeitet. Acht Prozent der Wiener nahmen demnach schon an einer Pro-Refugees-Demonstration teil - ein Prozent an Protesten gegen Flüchtlinge.

Laut Sora-Chef Günther Ogris hat die Studie gezeigt, dass die Hilfsbereitschaft in Wien stark ausgeprägt ist. Lediglich eine Minderheit würde die bestehenden Sorgen übertreiben. Der Leiter des Fonds Soziales Wien (FSW), Peter Hacker, gestand: "Ich gebe zu, dass einige Ergebnisse auch mich überrascht haben." Die Resultate würden zeigen, wie wichtig der Dialog mit den Menschen in der Umgebung sei. Sozialstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) bedankte sich bei den betreffenden Hilfseinrichtungen, die für den Betrieb der Häuser zuständig sind, sowie bei den ehrenamtlichen Helfern.

Weniger Bedarf an Notunterkünften

Nicht nur die Stimmung, auch der Bedarf in Sachen Notunterkünfte hat sich inzwischen entspannt: Nur mehr fünf der großen Einrichtungen sind in Betrieb - vier von ihnen werden Ende des Monats geschlossen. Lediglich das Caritas-Haus in der Pfeiffergasse bleibt noch bis 30. September geöffnet. Täglich werden nur mehr rund 500 Übernachtungen in den aktuellen Not-Herbergen registriert. Ende 2015 waren es noch 65 temporäre Einrichtungen mit 10.000 Plätzen gewesen.

Zu den bereits aufgelassenen Quartieren gehören unter anderem die Großherberge in der Vorderen Zollamtsstraße, das Kurier-Haus in Neubau oder das sogenannte Blaue Haus beim Westbahnhof. Bewohner von Notunterkünften wurden bzw. werden in regulären Wohneinrichtungen oder in Privatwohnungen untergebracht.

(APA)

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