Die Rückkehr des Kinderstrichs ins Wiener Stuwerviertel

Das Stuwerviertel ist seit Jahrzehnten als Rotlichtviertel verschrien.
Das Stuwerviertel ist seit Jahrzehnten als Rotlichtviertel verschrien.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Kinder waren aus dem Rotlichtviertel schon verschwunden, jetzt kämpft die Polizei dort wieder gegen Prostitution von Minderjährigen. Viele stammen aus ungarischen Heimen. Daneben entwickelt sich der Wiener Westbahnhof zu einem Hotspot – die Anbahnung passiert auch über Foren im Darknet.

Der Lärmpegel am Spielplatz in der Venediger Au in der Leopoldstadt ist an diesen heißen Junitagen besonders hoch. Dutzende lachende und kreischende Schul- und Kindergartenkinder lassen hier das Schuljahr ausklingen, bevor die Ferien anbrechen. Ein zierliches Mädchen im kurzen Blümchenrock und mit Glitzerballerinas, das Haar zu Zöpfen geflochten, beobachtet das Gedränge um Rutschen, Schaukeln und Klettergerüst vom Zaun aus. Zsofia ist aber nicht zum Spielen hergekommen. Sie wartet darauf, dass ein Auto vorfährt und sie abholt. Zsofia ist minderjährig und geht auf den Strich – so wie Beobachtungen der Polizei zufolge rund 20 weitere Mädchen und Burschen aus (hauptsächlich) Ungarn, die sich hier im Stuwerviertel vornehmlich rund um die Spielplätze aufhalten.

Das Grätzel ist seit Jahrzehnten als Rotlichtviertel verschrien. Die Frauen sind trotz Verbots des Straßenstrichs im Jahr 2011 nicht verschwunden. Dazu war und ist Kinderprostitution hier ein immer wieder aufkeimendes Problem. Erst vergangenen Herbst hat das Bundeskriminalamt einen ungarischen Menschenhändlerring ausgehoben. 23 Mädchen und fünf Burschen, die zur Prostitution gedrängt wurden, wurden aus ihren Fängen gerettet. Für eine Zeit waren die Kinder aus dem Viertel verschwunden – mit der warmen Jahreszeit kehren sie zurück.

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