Die Zufahrten zum Rathausplatz, zur Kärntner Straße und zur Mariahilfer Straße werden mit Pollern blockiert, um Rammangriffe mit Fahrzeugen zu verhindern.
Wien. Die Gefährdungslage in der Stadt sei „abstrakt“, sagt Wiens Polizeipräsident, Gerhard Pürstl, aber, so sicher Wien an sich sei, ausblenden könne man die Gefahr, dass ein Attentäter in Menschenmengen rast, nicht. Wie alle Städte Europas rüstet Wien auf, nachdem es lange hieß, es brauchte etwa am Rathausplatz keine Poller, kommen diese nun doch. Eine Arbeitsgruppe (jene, die auch das Mauer-, bzw. Dann-doch-Poller-Konzept für den Ballhausplatz erdacht hat) hat den Rathausplatz, die Kärntner Straße und die Mariahilfer Straße als jene Orte mit dem höchsten Handlungsbedarf auserkoren.
Im Frühjahr 2018 sollen fixe Poller errichtet werden, die spätestens zu Beginn der EU-Ratspräsidentschaft im Juli fertig sein sollen. Das erste Projekt ist der Rathausplatz: Zum Ring hin werden dort 25 Poller errichtet, an den seitlichen Zufahrten in Richtung Lichtenfelsgasse bzw. Felderstraße je 26 Poller. Damit während Auf- und Abbauarbeiten der Veranstaltungen auch Sattelschlepper zufahren können, wird es seitlich je drei per Kran „herausziehbare“ Poller geben, die seien viel sicherer als etwa versenkbare Poller. Damit Polizei oder Feuerwehr während Veranstaltungen zufahren können, wird es seitlich Schleusen geben, enge Kurve durch Pollerreihen, die nur langsam durchfahren werden können, und die Personal sichern kann.
Anders sehen die Anforderungen in den Einkaufsstraßen aus, wo Zu- und Durchfahren möglich bleiben muss. In der Mariahilfer Straße ist eine schikanenartige Poller-Anordnung (d. h. die Pollerreihen bilden enge Kurven etc.) geplant. Die Blockaden sollen bei der Kaiserstraße, der Andreasgasse, der Neubaugasse und Rahlstiege errichtet werden. Am Verkehrskonzept ändert sich nichts. Die Kärntner Straße wird bei der Zufahrt von der Staatsoper mit elf Pollern gesichert, der Lieferverkehr wird über Seitengassen geleitet.
Die drei Projekte werden rund 1,5 Mio. Euro kosten, zahlen wird diese die Stadt – konkret das Stadtplanungsressort von Maria Vassilakou (Grüne). Es gehe darum, sagt Vassilakou, alltagstaugliche, zweckmäßige und stadtbildverträgliche Lösungen zu finden. Die Poller seien aber womöglich nicht der Weisheit letzter Schluss: Sie habe die MA 19 (Architektur und Stadtgestaltung) angewiesen, mit der Architektenkammer Lösungen zu entwickeln, ein Wettbewerb werde in den kommenden Monaten starten.
Die Poller sind nur ein Anfang
Vassilakou sagt, Ziel sei, die Stadt nicht zu „martialisieren“, aber ihr seien (unauffällige) bauliche Lösungen lieber als schwer bewaffnete Patrouillen. Bei Veranstaltungen oder akuten Gefährdungslagen werden Straßen aber wie bisher mit temporären Sperren, mit Granitblöcken oder Big Bags (riesigen Sandsäcken) blockiert. Das gilt auch für den Christkindlmarkt am Rathausplatz: Die bestehenden Granitblöcke bleiben als Barrikaden, darüber hinaus wird es vorerst keine baulichen Maßnahmen geben. „Man muss immer einzelne Ereignisse und Situationen beurteilen. Mit den Pollern ist kein Ende gesetzt, aber man kann nicht die ganze Stadt sperren“, so Pürstl.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2017)