Wien zählt zu gefährdetsten Kulturerbestätten Europas

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Die Denkmalschutzorganisation "Europa Nostra" wählt die sieben am meisten gefährdeten Stätten. Wien ist nun auf der Shortlist, die jedoch "in erster Linie als Handlungsaufforderung gedacht" ist.

Die Denkmalschutzorganisation "Europa Nostra" zählt das historische Zentrum Wiens, das im Juli von der Unesco auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt wurde, zu den zwölf am meisten gefährdeten Kulturerbestätten Europas. Der Verband veröffentlichte am Dienstag anlässlich der Eröffnung des Europäischen Kulturerbejahres 2018 die Shortlist, aus der am Ende die sieben am meisten gefährdeten Stätten gewählt werden sollen.

Auf der Liste stehen außerdem unter anderem das Kloster und die Eremitage von Gareji in Georgien, das Schloss Sammezzano in der Toskana, die prähistorischen Höhlenmalereien in der Provinz Cadiz in Spanien und das griechische Waisenhaus auf der Prinzeninsel Prinkipo. Sie wurden aufgrund ihrer außerordentlichen Bedeutung für das kulturelle Erbe sowie ihrer unmittelbar drohenden Gefährdung ausgewählt, heißt es in der Aussendung. Einige der Stätten seien durch "Vernachlässigung oder unangemessene Neubauprojekte, andere wegen fehlender Mittel oder Fachkenntnisse" bedroht. Die endgültige Liste der sieben am meisten gefährdeten Stätten des Kulturerbes wird am 15. März veröffentlicht.

Als Handlungsaufforderung gedacht

"Diese Shortlist ist in erster Linie als Handlungsaufforderung gedacht. Wir rufen die öffentlichen und privaten Akteure auf lokaler, nationaler und gesamteuropäischer Ebene dazu auf, gemeinsame Anstrengungen zur Rettung dieser Kulturschätze zu unternehmen, die unsere gemeinsame Geschichte erzählen und für künftige Generationen gerettet werden müssen", appellierte Denis de Kergorlay, Exekutivpräsident von "Europa Nostra", dem Verbund nicht-staatlicher Denkmalschutzorganisationen mit Sitz in Den Haag.

Das historische Zentrum Wiens wurde im vergangenen Juli von der Unesco auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes gesetzt. Grund ist das geplante Hochhaus am Heumarkt, das mit einer Höhe von 66 Metern das Innenstadtensemble nach Ansicht der Unesco maßgeblich beeinträchtigt. Österreich - der offizielle Vertragspartner der Unesco - hat noch bis 1. Februar Zeit, dem Welterbekomitee ein Update über den Erhaltungszustand der Welterbestätte zu übermitteln.

Visualisierung der Pläne am Heumarkt
Visualisierung der Pläne am Heumarktwertinvest / nightnurse

Sollte an den Plänen unverändert festgehalten werden, droht als nächster Schritt die Aberkennung des 2001 verliehenen Welterbestatus. Die Unesco verlangt unter anderem die Reduktion des Turms auf höchstens 43 Meter. Die Entscheidung über den Welterbestatus trifft das Welterbekomittee bei seiner nächsten Sitzung, sagte Gabriele Eschig, Generalsekretärin der österreichischen UNESCO-Kommission, der APA. Diese findet von 24. Juni bis 4. Juli in Bahrain statt.

(APA)

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