Blitzbesuch in der "Gruft": Schönborn und Caritas zeigen Einigkeit

Die Gruft in Wien.
Die Gruft in Wien.REUTERS
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Nach innerkirchlichen Differenzen zur Frage von Einsparungen im Sozialsystem besuchte der Erzbischof Obdachlose in Wien. Zusammen mit Michael Landau.

Nach den jüngsten Unstimmigkeiten zwischen der Caritas und dem Wiener Erzbischof Christoph Schönborn scheint nun wieder Harmonie eingekrht zu sein. Schönborn besuchte Freitagnachmittag das Obdachlosenzentrum "Gruft" in Wien-Mariahilf. Dort sagte er Dank "an unsere Caritas, dass sie sich als Anwalt für die Schwächsten der Gesellschaft einsetzt, die besonderen Schutz und besondere Zuwendung brauchen".

Beachtenswert ist das, kürzlich innerhalb der Kirche Meinungsdifferenzen zum Sparkurs der Regierung sichtbar wurden. Die Caritas-Direktoren hatten eine Rücknahme von Sparmaßnahmen im Sozialbereich gefordert und vor einer "Demontage des Sozialstaates" gewarnt. Schönborn war verstört bis verärgert über die harte Kritik.

Und sah sich zu einer Korrektur der Caritas veranlasst. Er unterstützte zunächst den Nulldefizit-Kurs von ÖVP und FPÖ, was ihm Kritik einbrachte. Später reichte er eine "Präzisierung" nach, in der er festhielt, dass Schuldenmachen unsozial und ungerecht sei. Zugleich betonte er, dass es auch unsozial und ungerecht wäre, auf dem Rücken der Ärmsten zu sparen.

Zurück in die "Gruft" am Fraitagnachmittag: Wie die Kathpress berichtete, führte der Kardinal zusammen mit Caritas-Präsident Michael Landau ausführliche Gespräche mit wohnungslosen Frauen und Männern sowie Mitarbeitern der Sozialeinrichtung. Er machte sich ein Bild von den Notlagen, die Menschen veranlassen, in die "Gruft" zu kommen, hieß es.

Schönborn sprach den wohnungslosen Menschen seine "größte Hochachtung" aus und appellierte zugleich an die Gesellschaft, zu helfen. Diese habe die "Pflicht und Mittel", sich um die Betroffenen zu kümmern, so der Kardinal wörtlich. "Mich beeindruckt, wie diese Menschen um ihre Würde kämpfen, wie sie alles versuchen, um wenigstens den Rest ihrer bürgerlichen Existenz zu retten", sagte der Wiener Erzbischof.

(red./APA)

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