Einst sicherten sie das Überleben, heute sind sie als Baugrund heiß begehrt: Für die Wiener sind die Schrebergärten nicht mehr wegzudenken.
23.05.2018 um 14:49
Kleingärten gibt es in Österreich seit 1904. Der Wiener Naturheilverein gründete seine erste "Kolonie" im heutigen Purkersdorf. In diesen "Gesundheitsgärten" sollten sich Arbeiter, Angestellte und Beamte aus der Stadt erholen können. Fünf Jahre später wurde im Bezirk Mariahilf der erste Schrebergartenverein Wiens gegründet. Der Historiker Peter Autengruber beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte der Schrebergärten in Wien. Die Bilder stammen aus seinem Buch "Die Wiener Kleingärten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart."
Peter Autengruber
Aus den Heilgärten wurden bald Nutzgärten. Die ersten Parzellen maßen 200 bis 600 Quadratmeter, um Obst und Gemüse anbauen zu können. Auch Kleintiere wie Hasen und Hühner wurden gezüchtet. Besonders im Ersten Weltkrieg spielten die Kleingärten eine wichtige Rolle als Nahversorger und sicherten für viele das Überleben.
Peter Autengruber
Nach dem Ersten Weltkrieg bekannte sich der Wiener Kleingärtnerverband zur Sozialdemokratie. Die Gärten wurden zur Hochburg des Proletariats. Die Zahl der Kleingärten stieg rasch an - von 500 Gärten im Jahr 1914 auf 30.000 im Jahr 1921. Oft waren es wilde Siedlungen im Wald- und Wiesengürtel, die von der Stadt Wien toleriert wurden.
Peter Autengruber
Schutzhäuser finden sich in fast jeder Kleingartenanlage. Sie fungierten als Versammlungsort für Vereinsmitglieder und - so wie heute - als Gaststätte.
Peter Autengruber
Mit den improvisierten Hütten und Verschlägen das Anfangszeit haben die heutigen Gärten nur mehr wenig gemein. Kräftige Investitionen in die Infrastruktur, etwa die Anlage von Winterwasserleitungen, Gasanschlüsse und Kanalanschlüsse veränderten das Bild der Kleingartensiedlungen nachhaltig.
Peter Autengruber
Seit den frühen 1990er Jahren ist es erlaubt, 50 Quadratmeter einer Parzelle zu verbauen und das ganz Jahr über im Schrebergarten zu Wohnen. Pächter konnten ihren Garten fortan auch kaufen. Mittlerweile sind 40 Prozent aller Wiener Kleingärten Privateigentum, 60 Prozent gepachtet. Der Trend geht weiter Richtung Eigentum. Die kleinen Hütten weichen nach und nach Einfamilienhäusern.
Peter Autengruber
Derzeit gibt es in Wien 26.831 Kleingärten, die in 247 Vereinen zusammengefasst sind. Über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Gartenzwergen und Bewohnern der Schrebergärten gibt es keine zuverlässige Statistik.
Peter Autengruber
Wenn die Gartenzwerge nicht mehr reichen, dann darf es gerne auch mal etwas Größeres sein.
Peter Autengruber
Der Schrebergarten erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Wer seine eigene kleine Oase in der Großstadt hat, gilt als privilegiert. Parzellen sind bei den Kleingärtenvereinen nur nach langen Wartezeiten zu haben. Mit etwas Glück lässt sich aber auch auf Online-Plattformen immer wieder ein Schrebergarten finden. Wie Sie zu einem eigenen Schrebergarten kommen, erfahren Sie beim Zentralverband der Kleingärtner Österreichs.
Peter Autengruber
Wiener Schrebergärten im Wandel der Zeit
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