Alte Donau: Wasserpflanzen bedrohen Lichterfest

Ein Mähboot im Einsatz gegen Wasserpflanzen.
Ein Mähboot im Einsatz gegen Wasserpflanzen.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Makrophyten wuchern in der Alten Donau und lassen Elektroboote derzeit kaum fahren. Wird die Situation nicht besser, überlegen die Veranstalter, das Lichterfest abzusagen.

Wien. Nein, es war in den vergangenen Wochen nicht immer lustig an der Alten Donau. Trotz der Sommertemperaturen. Wer versuchte, an manchen Stellen zu schwimmen, fühlte bald unangenehme Schlingen um die Beine. Makrophyten, also jene Wasserpflanzen, die dafür sorgen, das die Wasserqualität der Alten Donau stimmt, darin aber wie verrückt wachsen.

Heuer ist es besonders schlimm. Bootsverleihen berichten, dass sie de facto den Mai über ihre Elektroboote nicht verleihen konnten, weil sich die Pflanzen um die Bootsschrauben wickelten. Die Veranstalter des Lichterfests überlegen es sogar abzusagen. Wie konnte ein bekanntes Problem heuer so eskalieren?

1 Warum ist die Plage heuer besonders groß?

Der heiße April soll laut Stadt Wien schuld sein, dass die Pflanzen so früh explosionsartig gewachsen sind – bis zu zwei Meter in zwei Wochen. Bootsvermieter und Anrainer werfen der Stadt Wien wiederum vor, nicht früh genug mit dem Mähen begonnen haben. Was diese dementiert. „Im März gab es noch Eis. Wir haben Anfang April begonnen“, sagt Gerald Loew, Leiter der MA 45 (Wiener Gewässer). Eine Fläche von 1,5 km2 könne man nicht in zwei Wochen mähen. Grundsätzlich müsse man sich aber darauf einstellen, dass die Sommer in Wien früher beginnen. Die Stadt überlegt in Zukunft, schon im Winter zu mähen.

2 Warum übernimmt die Stadt Wien heuer erstmals das Mähen selbst?

Bisher hat die Firma Hofbauer mit ihren großen Mähbooten das Mähen übernommen. Im vergangenen Jahr lief der Vertrag aus. Er wurde neu ausgeschrieben – und als Anlass genommen, das Mähsystem zu ändern. Die alten, großen Mähboote von Hofbauer, die gleichzeitig schneiden und sammeln, sind jetzt nicht mehr im Einsatz. Einerseits, weil sie nur 1,5 Meter tief schneiden können, andererseits, weil sie behäbig und langsam sind. „Die Hälfte der Zeit war man nur mit dem Ausleeren beschäftigt“, sagt Loew. Das neue System funktioniere mit leichten Amphibienbooten, die entweder schneiden oder die Mahd aufsammeln – außerdem können die Mäher 2,5 Meter tief schneiden.

Nach der Ausschreibung übernimmt die Stadt Wien einen Teil selbst, die andere Hälfte hat sie an die Firma DSW vergeben. Grundsätzlich sollte das neue System auch billiger sein. Durch die Neuanschaffung von Booten (siehe Frage 3) lasse sich darüber aber noch keine Auskunft geben.

3 Wie wirken sich die hohen Pflanzen auf die Bootsverleiher aus?

Sie sind verärgert. Vor allem jene Betriebe, die Elektroboote verleihen, wie die Segelschule Hofbauer oder Kukis Kombüse, berichten davon, dass sie zeitweise ihre Boote gar nicht ausleihen konnten. Zu oft steckten die Kunden mit den Bootsschrauben in den Pflanzenschlingen fest. Auch die Anrainer an der unteren Alten Donau ärgern sich. Dort will man im April und Mai nie ein Mähboot gesehen haben. Der Fokus der Mähboote liege vor öffentlichen Badeplätzen, lautete der Vorwurf.

4 Wie gedenkt die Stadt Wien das Problem zu lösen?

Die Stadt Wien habe derzeit 17 Arbeitsboote (davon zehn Amphibienboote) im Einsatz und mähe sieben Tage die Woche von sechs bis 20 Uhr, so Loew. Vier Boote gehören übrigens der DSW. Um schneller mähen zu können, wird heuer erstmals jeden Tag eine sieben Hektar große Wasserfläche abgesperrt. Dort seien alle Fahrzeuge gemeinsam im Einsatz, dadurch sei man deutlich effizienter. „Wir haben gestern an einem Tag 70 Tonnen rausgezogen, im Vorjahr schafften wir maximal 90 Tonnen – in einer Woche“, so Loew. Bis Mitte Juni soll die Alte Donau durchgemäht worden sein. An einer anderen Stelle versucht man außerdem, niedrig wachsende Makrophyten anzusiedeln. Eine flächendeckende Neuansiedlung werde aber Jahre dauern, so Loew.

5 Was passiert nun mit dem Lichterfest? Wird es stattfinden?

Wenn nicht sicher ist, dass am Samstag, 21. Juli, die Boote sicher verkehren können, will Markus Grießler, Chef der Segelschule Hofbauer und Obmann der Arge Alte Donau, die Veranstaltung absagen. „Ich kann nicht die Verantwortung für feststeckende Elektroboote in der Nacht übernehmen.“ Grießler ist aber zuversichtlich. Bei einer Aussprache gestern, Dienstag, zwischen den Bootsverleihern und der Stadt Wien habe diese glaubhaft versichert, alles Mögliche zu tun, um die Pflanzen zu entfernen. Dafür werden die Verleiher sich in Geduld üben und um Verständnis bei Kunden werben. Die Deadline für das Lichterfest steht aber. „Wenn die Situation bis Mitte, Ende Juni nicht besser ist, bleibt mir als Veranstalter gar nichts anderes übrig.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2018)

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