Buslinie 13A: Die ungeliebte Zweiteilung

Symbolbild 13A.
Symbolbild 13A.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Während des U2-Ausbaus könnte der 13A in Neubau für sieben Jahre geteilt geführt werden. Eine Notlösung, die niemand will.

Wien. Die Situation als „verfahren“ zu bezeichnen, wäre einerseits ein recht billiges Wortspiel. Andererseits aber auch treffend: Denn wie und wo der 13A künftig durch den siebenten Bezirk Richtung Alser Straße fahren wird, ist eine ungeklärte Frage, für die sich keine Lösung abzuzeichnen scheint.

Fest steht, dass der 13A, mit 15 Millionen Fahrgästen jährlich Wiens am meisten frequentierte Buslinie, ab Mitte 2019 nicht mehr durch die Kirchengasse fahren kann: Wenn ebendort die Bauarbeiten für die U2-Station beginnen, muss der 13A ausweichen – und das gleich sieben Jahre lang. Weil sich Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) und zahlreiche Unternehmer gegen die schnellste Ausweichroute durch die Neubaugasse ausgesprochen haben – der 13A würde dann in beiden Richtungen durch die Einkaufsstraße fahren, Händler fürchten um Flair und Sicherheit –, haben die Wiener Linien nun einen neuen Plan vorgelegt.

Und zwar weniger als möglichen Kompromiss, sondern eher, um den Worst Case aufzuzeigen, sollte der Bezirk seinen Widerstand gegen die Variante Neubaugasse nicht aufgeben. In dem Fall müsse man nämlich die Buslinie teilen: In 13A (Hauptbahnhof bis Schadekgasse) und 13B (Alser Straße bis Burggasse) – dazwischen bliebe ein ziemlich großes Loch, das für Fahrgäste des 13B einen 700 Meter langen Fußweg zur U3-Station Neubaugasse bedeuten würde, die Neubaugasse wäre dann großteils ohne Busanbindung. Weshalb die Wiener Linien von einer „absoluten Notlösung, die keiner ernsthaft haben will“, sprechen.

Eine zutreffende Einschätzung: Harald Frey, Verkehrsplaner an der TU Wien, hält eine Teilung des 13A für „massiv kontraproduktiv“. Bevor eine derart bedeutende Buslinie, die sechs Bezirke (4 bis 9) durchfährt, geteilt wird „muss man sich an den Tisch setzen und nach anderen Möglichkeiten suchen“.

„Kommt nicht in Frage“

Auch für Bezirksvorsteher Reiter kommt eine Zweiteilung „überhaupt nicht in Frage“, wie er zur APA sagt, die Bezirkschefin der Josefstadt, Veronika Mickel (ÖVP) spricht von einer „vollkommen absurden und inakzeptablen Lösung“. Auch der Mariahilfer Bezirkschef Markus Rumelhart (SPÖ) lehnt die Idee ab: Ab Februar 2019 wird auch die U4-Station Pilgramgasse gesperrt, der 13A werde dann „von noch mehr Menschen“ gebraucht. Arbeiterkammer Wien und die Neos haben sich ebenfalls dagegen ausgesprochen.

Und sogar bei den Anrainern in Neubau herrscht ausnahmsweise Einigkeit: Die Lösung 13A und 13B will hier niemand – obwohl man sonst geteilter Meinung ist: Die einen, wie die IG Kaufleute, lehnen die doppelte Linienführung durch die Neubaugasse ab. Die anderen, wie die Bürgerinitiative „Ja zur Linie 13“, befürworten sie: „Da geht es um höhere Interessen“, sagt Harald A. Jahn – nämlich um eine schnelle Querverbindung durch mehrere Bezirke. Stattdessen wolle man tausende Fahrgäste täglich „auf Umwege schicken, damit die Bobos den Kaffee ungestört schlürfen können“, so die Kritik.

Bezirksvorsteher Reiter wird heute, Donnerstag, vor Medien über Alternativrouten sprechen. Aus Sicht der Wiener Linien gibt es diese aber nicht: Denn die von Reiter bevorzugte 13A-Route durch die Stiftgasse sei nicht möglich – weil die Gasse durch den U-Bahn-Ausbau ebenfalls blockiert sei. Andere Möglichkeiten (Zollergasse etc.) habe man geprüft, aber verworfen: Hier wären noch mehr Anrainer betroffen, noch mehr Umbauarbeiten als in der Neubaugasse nötig.

Verkehrsplaner Frey sieht in der doppelten Führung durch die Neubaugasse die sinnvollste Lösung, allerdings „fehlt mir die Vision. Die Pläne sind wieder nur eine Zwischenlösung. Wenn man schon Steuergeld in die Hand nimmt, müsste man eine Lösung finden, die auch nach dem U-Bahn-Bau Bestand hat“. Was das sein könnte? Die Neubaugasse gleich zur Begegnungszone umgestalten, so Frey: Ohne Autos, aber mit 13A in beiden Richtungen.

AUF EINEN BLICK

Im Zuge des U-Bahn-Ausbaus wird die Kirchengasse im siebenten Bezirk ab Mitte 2019 zur Baustelle – hier werden unter der U3-Station Neubaugasse Trassen und die künftige Station der U2 errichtet. Wegen der Bauarbeiten kann der 13A in Richtung Alser Straße dann nicht mehr durch die Kirchengasse geführt werden. Die Wiener Linien würden die Buslinie während der sieben Jahre dauernden Bauzeit am liebsten in beide Richtungen durch die Neubaugasse führen – das lehnen Bezirksvorsteher Markus Reiter und viele Händler aber ab. Die Wiener Linien haben nun die Zweiteilung des 13A (siehe Grafik) ins Spiel gebracht – eine „Notlösung“, wie sie selbst sagen, die Verkehrsplaner, Anrainer und angrenzende Bezirke ablehnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2018)

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