Lobau: Naturschutzbedenken – und ein Leichenfund

Der Start der „Nobau“-Kampagne der Grünen wurde durch den Fund einer Wasserleiche überschattet.
Der Start der „Nobau“-Kampagne der Grünen wurde durch den Fund einer Wasserleiche überschattet.(c) Clemens Fabry
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Die Grünen starten ihre „Nobau“-Kampagne und machen in der Lobau auf Umweltbedenken aufmerksam – im schlimmsten Fall drohe ein teilweises Trockenlegen. Überschattet wurde die Pressefahrt vom Fund einer Wasserleiche.

Wien. Dieses makabere Ereignis hatte niemand geplant. Eigentlich sollte es bei der Pressefahrt um die Lobau gehen, um die Sorge um die Donauauen wegen des geplanten Tunnels – aber das geriet schnell in den Hintergrund, als auf dem Weg dorthin, vom Nationalparkboot aus, auf Höhe Simmeringer Haide im Donaukanal eine Wasserleiche entdeckt wurde.

Die Polizei wurde umgehend informiert, die Leiche wurde geborgen, aber Todesumstände oder die Identität des Mannes konnte am Donnerstag noch nicht festgestellt werden. Die zufällig ebenfalls auf dem Ausflugsboot anwesenden Schulkinder hatten den am Flussrand treibenden Leichnam glücklicherweise übersehen, und doch überschattet der eine Pressefahrt, bei der es um anderes gehen sollte: „Nobau“ in der Lobau, lautet die Kampagne, so stand es groß auf dem Leiberl des Umweltsprechers der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch. Die Grünen kampagnisieren damit gegen das Großprojekt, vor allem wegen der Umweltbedenken. Die Folgen für den Nationalpark seien unklar, vor allem im Bezug auf das Grundwasser: Für den Bau sind riesige Löcher nötig, um die Tunnelbohrer nach unten zu lassen. Was passiert, wenn sich diese mit Wasser füllen und ausgepumpt werden müssen, sei unklar. Im schlimmsten Fall, sagt Maresch, würde ein Teil der Lobau trockengelegt, „Worst Case: Die Obere Lobau ist weg, samt Dechantlacke.“ Die Grundwasserfrage sei für die Auen die größte Bedrohung, Umweltbedenken gibt es auch in Bezug auf Lärm und Luftqualität in Groß-Enzersdorf – dort würden die Ablufttürme stehen, im Naturschutzgebiet darf es keine geben.

Abgesehen von Naturschutzbedenken äußern sich die Grünen kritisch über die Kosten: Die Asfinag nennt seit Jahren 1,9 Milliarden Euro („damit wäre der Tunnel das Einzige, das in Wien in sieben Jahren nicht teurer geworden ist“, so Maresch). Die Grünen gehen von drei Milliarden aus. Denn Studien zufolge seien Autobahnprojekte immer mindestens ein Viertel bis ein Drittel teurer als im Vorfeld kalkuliert. Devise: Wenn erst einmal gebaut wird, hört man ohnehin nicht mehr auf. Und um diese Milliarden, ob drei oder 1,9, könne man Schulen, Krankenhäuser oder den öffentlichen Verkehr ausbauen – so das Konzept der Grünen.

Denn demnach bringe der Tunnel keine effiziente Entlastung: „Nach der Eröffnung des Tunnels werden wir sehen, dass dann Stau auf der Flughafenautobahn ist“, sagt Maresch. Und kritisiert, dass indes S-Bahnen und Regionalzüge teils nur im Stundentakt fahren. „Die Donaustadt wächst massiv. Ob Tunnel oder nicht, wir werden einen Ausbau des öffentlichen Verkehrs brauchen.“ Auf diese Bedenken wollen die Grünen mit Lobau-Wanderungen aufmerksam machen – hoffentlich ohne unerwartete Funde. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2018)

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