KH Nord-Architekt: "Habe mehr als genau gearbeitet"

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WIEN: KRANKENHAUS NORD / BAUZAUNAPA/HANS KLAUS TECHT
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Schuld an den Verzögerungen und hohen Kosten sei das Fehlen eines Generalplaners, sagt der Architekt des Krankenhauses, Albert Wimmer. Einen Druck, fertig zu werden, habe er auf der Baustelle nie gespürt.

Am Dienstag ist bei der fünften Sitzung der gemeinderätlichen Untersuchungskommission zum Bau des Wiener Krankenhauses Nord sind der Architekt des Krankenhauses und der Ex-Porr-Chef  Wolfgang Hesoun als Zeugen befragt worden.

Der Architekt des Wiener Krankenhauses Nord, Albert Wimmer, weist Vorwürfe, er habe Mängel in der Detailplanung zu verantworten, zurück. "Ich habe mehr als genau gearbeitet", sagte er am Dienstag im Rahmen der gemeinderätlichen Untersuchungskommission zur Causa. Die Verzögerungen beim Bau und die höheren Kosten seien vor allem darauf zurückzuführen, dass es keinen Generalplaner gegeben habe.

Bei Haustechnik und Statik wesentliche Fehler

So seien wesentliche Bereiche wie die Umsetzung der Haustechnik oder die Statik, wo Fehler passiert seien, nicht unter seiner Regie gestanden, sagte Wimmer, der als Teilgeneralplaner fungierte. Die Statik habe der Krankenanstaltenverbund (KAV) direkt beauftragt, die Umsetzung der Haustechnik sei durch die örtliche Bauleitung abgewickelt worden.

"Vom Zeitpunkt der behördlichen Bewilligung 2011/2012 bis Baubeginn ist das Projekt normal gelaufen", sagte Wimmer. Mit der Aufteilung der Verantwortlichkeiten seien dann "deutliche Probleme" entstanden. "Aus meiner Sicht war die kritischste Phase 2014. Dort hat man gesehen, es läuft nicht so, wie es laufen soll."

Wimmer: "Kein Fertigstellungsdruck"

Wimmer kritisierte, dass es keine klaren Ansprechpartner gegeben habe und keine Entscheidungen getroffen worden seien, was die Arbeit verlangsamt habe. "Ich habe auf der Baustelle nie eine Hektik gesehen, das ist mein eigentlicher Vorwurf." Er habe nicht erlebt, dass das KH Nord unter "wahnsinnig intensivem Fertigstellungsdruck steht", kritisierte er.

Dadurch dass er nur eine Teilbefugnis gehabt habe, habe er nicht das Pouvoir gehabt, einzugreifen, sagte Wimmer. Er habe zwar die KAV-Generaldirektion und die damalige Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) über die mangelnden Baufortschritte informiert, aber keine Antwort bekommen.

Den Vorwurf, er habe keine Expertise im Krankenhausbau vorweisen können, wies Wimmer unter anderem mit Verweis auf die Drogenstation in Kalksburg zurück. Außerdem habe er sich durch "exzessive Recherche" auf den Architekturwettbewerb vorbereitet. Als Vorbild diente etwa das Krankenhaus Klagenfurt, das kurz zuvor fertigstellt wurde. "Ich hatte bestes Wissen in meinem Team", versicherte Wimmer.

Abbruch der Verhandlungen überraschend

Über den Abbruch der Verhandlungen mit dem möglichen Generalunternehmer-Konsortium - bestehend aus Porr, Siemens und Vamed - seitens des KAV im Jahr 2010 sei man nicht erfreut gewesen, sagte Wolfgang Hesoun, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Porr.

"Die Stimmung im Unternehmen war eine Zeit lang überschaubar gut", sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Bauunternehmens Porr, der heute Chef von Siemens Österreich ist, bei der U-Kommission im Wiener Rathaus. Der Abbruch der Verhandlungen sei für ihn "überraschend" gewesen, da man an das Projekt geglaubt und gut zusammengearbeitet habe. Der "wahre Grund" für den Schritt sei seines Wissens nach ein Eingreifen des Kreditgebers - der Europäischen Investitionsbank - gewesen, die eine andere Art der Ausschreibung bevorzugt habe. Die Bank gewährte dem KAV ein Darlehen von 300 Mio. Euro.

Jedoch sei der Abbruch der Verhandlungen "rechtens" gewesen, da bereits im Vorhinein klare Regeln für eine solche Situation festgelegt wurden. "Mit so etwas muss man sich im Geschäftsleben auch abfinden", erklärte Hesoun. Porr, Siemens und Vamed befanden sich drei Jahre lang mit der Stadt Wien und dem KAV in Gesprächen, um als Generalunternehmer den Bau des Krankenhauses umzusetzen. 2010 kam es schließlich zur Beendigung der Verhandlungen und der KAV übernahm selbst die Führung. Siemens beteiligte sich weiterhin an Ausschreibungen des KAV und konnte Aufträge von über 31 Mio. Euro an Land ziehen, fügte Hesoun hinzu.

(APA)

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