Open House Wien: Die geheime Architektur der Stadt

Auch Wohnhäuser wie das Europan 6 (Fickeystr. 3–7) können im Rahmen von Open House Wien besichtigt werden.
Auch Wohnhäuser wie das Europan 6 (Fickeystr. 3–7) können im Rahmen von Open House Wien besichtigt werden.(c) Nikolaos Kouklakis
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Privathäuser, die ausnahmsweise Unbekannte einlassen. Verborgene Baujuwelen, die sonst nicht zugänglich sind – an diesem Wochenende aber schon. Ein kleines Best of Open House zum fünften Geburtstag.

Wien. Natürlich hat Wien ziemlich viele offizielle architektonische Sehenswürdigkeiten. Aber noch spannender als jene, die man ohnehin das ganze Jahr über besichtigen kann, sind wohl jene Gebäude, die normalerweise nicht zugänglich sind und von denen man teilweise noch nie gehört hat. Spannend gestaltete Privathäuser oder Wohnanlagen wie das Europan 6 mit seiner Wohnhügelstruktur in Simmering.

Roland Rainers Wohnsiedlung am Mauerberg. Getreidespeicher, die man sonst nur aus der Ferne sieht. Und: Wie viele Wiener waren schon einmal auf dem Ringturm?

Zum fünften Mal öffnet Open House Wien an diesem Wochenende und bei freiem Eintritt Türen (373, um genau zu sein), die sonst verschlossen bleiben – und gewährt Interessierten Einblicke in die Architektur der Stadt, die sonst kaum möglich sind.

1. Wiens Symbol der Moderne: Einmal auf den Ringturm

1955 war er das erste Bürohochhaus Österreichs: der Ringturm. Jeder Wiener und jede Wienerin sollte einmal auf dem Ringturm gewesen sein, findet Open-House-Gründerin Iris Kaltenegger – und da könnte sie recht haben: Der 360-Grad-Rundumblick ist ein gewaltiger. Mit Wartezeiten ist wohl zu rechnen. (Nur am Samstag, 10 bis 17 Uhr, Ausweis!) Übrigens: Auch im legendären Hochhaus Herrengasse finden am Samstag und Sonntag (10 bis 17 Uhr) Führungen statt.

2. Pilzzucht mitten in der Stadt: Hut und Stiel

Eine unterirdische Farm, mitten in der Stadt, in der Austernseitlinge – beliebte Speisepilze – wachsen? Gibt es im 20. Bezirk, für Open House Wien gewährt Hut und Stiel Einblick in seine Produktion. (Innstraße 5, Sa und So, 10 bis 17 Uhr, Kinderführung 10 bis 14 Uhr.)

3. Auf kaum bekannten Spuren von Adolf Loos

Man muss die Spielregeln des Kartenspiels nicht verstehen, um die Räumlichkeiten des Bridgeclubs schätzen zu können: Niemand Geringerer als Adolf Loos hat die Räume entworfen und ausgestattet, seine Handschrift ist in den Räumen – die seit 2012 unter Denkmalschutz stehen – immer noch erkennbar, auch wenn nicht mehr alle Originalstücke erhalten sind (1., Reischachstr. 3, Sa und So, 10 bis 15 Uhr). Mehr von Loos kann man auch im 13. Bezirk sehen: Die Rufer Villa, die Loos 1922 für die Familie Rufer geplant hat, öffnet am Samstag ausnahmsweise ihre Türen. Das Einzigartige: Der Raumplan, für den Loos' Bauten berühmt sind, ist hier unverändert geblieben. (Schließmanngasse 11, So, 10 bis 17 Uhr.)

4. Unterwegs am Alberner Hafen: Hinein in den Getreidespeicher

Wer vom Flughafen in die Stadt fährt, kann sie fast nicht übersehen: die drei mächtigen – und nicht ganz einfach zu erreichenden – Getreidespeicher am Alberner Hafen. Einen davon kann man im Rahmen der Open-House-Führungen besichtigen, allerdings sollte man (es geht elf Stockwerke hinauf!) Kondition und feste Schuhe mitbringen. (11., Molostr., Sa und So, 10 bis 17 Uhr. Kinderführung So, 12 bis 16 Uhr.)

5. Gestern Traktorfabrik, heute Kreativcluster, morgen Wohnungen

Viele Gelegenheiten, in die riesige ehemalige Traktorfabrik in Floridsdorf zu blicken, wird es wohl nicht mehr geben: Ehe hier 2019 Wohnungen und Büros geschaffen werden, wird das Industriegebäude aus dem Jahr 1913 derzeit als Produktionsstätte von Kreativen zwischengenutzt. „Die Ziegelarchitektur mit dem Wasserturm bildet ein tolles Ambiente“, sagt Kaltenegger. „Es zahlt sich aus, den Weg dorthin zu machen.“ (Louis-Häfliger-Gasse 12, Sa und So, 10 bis 17 Uhr.)

6. Eine Kaserne wird zur Schule: Die AHS Wien-West

Dass man eine – denkmalgeschützte – Kaserne in ein hochmodernes Gymnasium verwandeln kann, dass aus Maschinenhallen Turnsäle werden können, haben die Architekturbüros Shibukawa Eder und F+P Architekten im 14. Bezirk vorgezeigt. Zwischen 14 und 16 Uhr sind die Architekten anwesend. (Steinbruchstr. 33, Sa, 10 bis 17 Uhr.)

7. Ein sehenswertes Amtsgebäude: Die frühere Länderbank

Es markiert den Beginn der Wiener Architektur des 20. Jahrhunderts: Das ehemalige Amtsgebäude der k. k. privilegierten Länderbank, ein Frühwerk eines gewissen Otto Wagner. Heute hat hier die Datenschutzkommission ihren Sitz, Interessierte können einen Blick auf das dereinst hochmoderne Bürogebäude werfen. (1., Hohenstaufengasse 3, Sa, 10 bis 17 Uhr.)

OPEN HOUSE WIEN

373 Häuser – von privaten Wohnbauten bis nicht öffentlich zugänglichen Landmarks – öffnen an diesem Wochenende im Rahmen von Open House Wien, das heuer zum 5. Mal stattfindet, ihre Türen: Bei freiem Eintritt bekommen Interessierte Einblicke in sonst kaum zugängliche Bauwerke in Wien und NÖ.

Das Angebot ist mit 373 teilnehmenden Häusern riesig, Volontäre informieren die Besucher vor Ort über die architektonischen Besonderheiten, an einigen Orten gibt es auch Kinderführungen. Nicht alle Bauwerke sind an beiden Tagen zugänglich, detaillierte Infos finden sich auf der Website www.openhouse-wien.at. Liveticker zu möglichen Wartezeiten auf der Facebook-Seite Open House Wien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2018)

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