216 Fahrten pro Tag auf dem Internationalen Busbahnhof in Wien Erdberg, Tendenz steigend: Seit Jahren wird ein Neubau versprochen. Lokalaugenschein an einem Ort der Tristesse.
Sie hat sich schick gemacht für die Reise nach Opatija. Weiße Bluse, die schulterlangen Haare mit zwei silbernen Spangen in Form gebracht, große Ohrclips, der braune Ledergürtel im selben Farbton wie die Schuhe. Gut, dass sie nur einen kleinen Stöckel haben, denn es hat lang gedauert, den Bus zu finden. Dreimal ist die etwa 70-jährige Wienerin vom Schalter zu den Bussen und wieder zurück gegangen, hat Fahrer und Passagiere gefragt, bis sie die richtige Plattform gefunden hatte. „Man könnte ja auch hier draußen anzeigen, wohin der Bus fährt“, meint sie. Stattdessen gäbe es nur die kleine Anzeigetafel im Bahnhofsgebäude, die „die ganze Zeit scrollt“, hin und her springt, ehe man die richtige Abfahrtszeit gefunden hat.
Glaubt man Internetrezensionen, ist der Busbahnhof in Wien Erdberg der „hässlichste Platz, an dem man in Wien ankommen kann“. Das schreibt S. auf Google, und damit ist er nicht der Einzige. „Dieser Ort ist ein Albtraum“, findet sich da, genauso wie „für eine Großstadt ein Schandfleck“.
So drastisch wie die Internet-User will sich unter den wartenden Passagieren niemand äußern. „Aber gut ist es nicht“, sagt die ältere Dame. Jetzt hat sie sich zu ihrem Mann gesellt, der sich bei dem fahrbaren Kaffeewagen mit einem Espresso den einzigen Luxus gönnt, den der Busbahnhof bietet.