Wiener Rapper wirft Polizei Rassismus vor

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Der Rapper T-Ser beschuldigt die Polizei nach einer Kontrolle in Wien, ihn nur wegen seiner Hautfarbe kontrolliert zu haben. Die Polizei weist Willkür-Vorwürfe zurück.

Nachdem er von Polizeibeamten kontrolliert wurde, wirft der Wiener Rapper T-Ser der Polizei Rassismus vor. Der Musiker und ein weiterer schwarzer junger Mann waren Sonntagnachmittag Teil einer Gruppe, die im Josef-Strauß-Park in Wien-Neubau kontrolliert wurde. Der Musiker spricht von "racial profiling" aufgrund seiner Hautfarbe und hat die teilweise per Handy gefilmte Amtshandlung unter dem Hashtag #nichtmituns öffentlich gemacht.

Die Polizei weist die Vorwürfe zurück: "Die Polizei führt in diesem Bereich grundsätzlich Schwerpunktkontrollen durch, weil es dort wiederholt zu strafbaren Handlungen gekommen ist und Anrainerbeschwerden vorliegen", sagte Polizeisprecherin Irina Steirer. "Die Rahmenbedingungen für Kontrollen laut Sicherheitspolizeigesetz lagen vor." Laut der Zeitung "Heute" hatte der Rapper wegen des schönen Wetters ein "Arbeitsmeeting" mit Labelkollegen in den Park verlegt.

Die Sprecherin sagte, dass die Beamten die Identität der Gruppe feststellen wollten. Zwei Männer aus der Gruppe seien nicht kooperativ gewesen, schilderte die Sprecherin. "Einer der Männer hat ständig mit den Händen vor einem der Beamten herumgefuchtelt. Er wurde aufgefordert, das zu unterlassen." Weil er der Aufforderung nicht nachkam, wurde eine Anzeige wegen aggressiven Verhaltens ausgesprochen. Dazu kam später noch eine wegen Anstandsverletzung - der Betreffende soll den da bereits im Gehen befindlichen Polizisten ordinär beschimpft haben. Der zweite Betroffene wurde wegen Lärmerregung und Missachtung einer Wegweisung angezeigt.

Beide Männer warfen den beiden Streifenpolizisten vor, sie nur zu kontrollieren, "weil wir schwarz sind", und sollen die Beamten u.a. als "Nazis" bezeichnet haben, sagte Steirer.

Am Ende verließ die ganze Gruppe den Park, kam dann aber wieder zurück. Beim erneuten Aufeinandertreffen fiel dann die ordinäre Beleidigung. Die Polizisten forderten Unterstützung an. Insgesamt fünf Streifenwagen mit je zwei Beamten waren schlussendlich im Einsatz. Die Männer "wurden aufgefordert, ihr Verhalten einzustellen", so die Polizeisprecherin, anschließend weggewiesen und "hinausbegleitet".

Polizei: Keine Willkür

Den Vorwurf der Polizeiwillkür "kann ich nicht bestätigen", sagte Steirer. Die vorangegangenen Vorfälle in dem Park, wo es Beschwerden über weggeworfene Spritzen und Drogendeals sowie Raubüberfälle gegeben habe, gäben der Polizei "die Ermächtigung, dort einzuschreiten". Da die meisten Straftaten in dem Bereich Jugendlichen zugerechnet würden, werde eben entsprechend kontrolliert. "Sonst halten sich in diesem Park vorwiegend Mütter mit kleinen Kindern am Spielplatz auf", sagte die Sprecherin.

Nun werde "intern geprüft, ob ein Fehlverhalten der Beamten vorliegt", so Steirer. Die Polizei habe auf die in sozialen Medien veröffentlichten Videos hin entsprechende Schritte eingeleitet. Die Aufnahmen wurden schon mehrere zehntausend Mal aufgerufen.

(APA)

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