Der ehemalige KAV-Chef Janßen spricht in seiner Aussage in der U-Kommission von "eklatanten Defiziten", die es schon bei seinem Amtsantritt 2014 bei dem Spitalsbau gab. Bei sich selbst sieht der gefeuerte Spitalsmanager keine Schuld für das Chaos - stattdessen bei der Politik und Ex-Stadträtin Sonja Wehsely.
Mit Spannung wurde am Dienstag die Einvernahme des früheren KAV-Generaldirektors Udo Janßen bei jener U-Kommission erwartet, die das Fiasko beim Bau des Milliardenprojektes aufklären soll. Dabei teilte Janßen, der 2013 als Vize-Generaldirektor in den KAV kam und später zum Generaldirektor aufstieg, nach allen Seiten aus. Die Politik etwa habe durch ihre Einflussnahme das Management beeinträchtigt. Bei sich selbst sah der gefeuerte Spitalsmanager allerdings keine Schuld für das Entgleisen des Projektes.
Beispielsweise erklärte Janßen, dass bereits im Jahr 2014, als er das Amt von seinem Vorgänger Wilhelm Marhold übernommen hatte, in der begleitenden Kontrolle die Rede von einer Kostenexplosion bis zu einer Milliarden Euro und eine Bauverzögerung von neun Monaten gewesen sei. Dabei seien die Verzögerungen durch den Konkurs der Fassadenfirma noch nicht inkludiert gewesen.
In die Defensive geriet Janßen, als die FPÖ ein internes Protokoll des Aufsichtsgremium zitierte, wonach der frühere KAV-Direktor Wilhelm Marhold die KAV-Führung bereits am 12. Dezember an Janßen übergeben hatte. Damals war das KH Nord laut diesen Protokoll im Zeit- und Kostenrahmen. Demnach hatte die Kostenexplosion erst unter Janßens Führung begonnen.
Janßen erklärte, dass diese Berichte auch einen verspäteten Stand widerspiegeln würden, er griff aber auch den Planer des Spitals, den Architekten Albert Wimmer an. Es hätte Probleme mit Plänen gegeben, außerdem sei sein Stellvertreter Thomas Balazs für den Bau des KH Nord abgestellt gewesen.
Janßen: Architekt Wimmer habe Chaos mitgestaltet
Der Architekt des Großspitals hatte in der Kommission ausgesagt, dass es unter Janßen nur mangelnde Baufortschritte gegeben habe. Der ehemalige Wiener Spitälerchef konterte heute. Es sei nicht um die "Begehrlichkeiten" Wimmers gegangen: "Es ging darum, Schadensbegrenzung durchzuführen." Der Architekt habe seine Hausaufgaben "sicherlich nicht" gemacht gehabt: "Herr Wimmer ist nicht an der Stelle eines Opfers." Vielmehr sei der Architekt einer der "Mitgestalter" der Situation.
Janßen räumte ein, dass es sich beim Krankenhaus Nord um ein "sehr komplexes Bauprogramm" gehandelt habe. Es sei generell die Frage zu stellen, ob es sinnvoll sei, ein solches Projekt eigenständig durchzuführen.
Wirft Politik Einflussnahme vor
Janßen warf außerdem der Politik Einflussnahme des Krankenanstaltenverbunds (KAV) vor, welche ein "vernünftiges Management beeinträchtigt hat". Er sei zwar nicht der Ansicht, dass es eine "vorsätzliche Schädigung" durch die frühere Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) gegeben habe. Aber: Wehsely habe in ihrer Rolle als politisch Verantwortliche gestalten wollen und versucht, Einfluss zu nehmen. "Ich glaube, dass die Stadt gut beraten ist, den KAV in die tatsächliche Selbstständigkeit zu entlassen", so Janßen.
(APA)