Notfall vor Krankenhaus: Spital räumt Fehler ein, Stadt prüft

Archivbild: Krankenhaus Göttlicher Heiland
Archivbild: Krankenhaus Göttlicher Heiland(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Ein Mann ist vor einem Wiener Spital zusammengebrochen und später gestorben. Eine Zeugin spricht von zögerlicher Hilfe. Das Krankenhaus räumt ein, "im ersten Moment nicht richtig reagiert" zu haben, die MA 40 befasst sich mit dem Fall.

Ein medizinischer Notfall vom 2. November sorgt in Wien für Gesprächsstoff: Ein Mann ist in seinem Auto direkt vor dem Krankenhaus Göttlicher Heiland in Wien-Hernals zusammengebrochen und später verstorben. Eine Passantin, die den Bewusstlosen bemerkt hatte, schlug beim Portier des Krankenhauses Alarm. Dieser habe ihr geraten, sie solle die Rettung verständigen, weil die Ärzte das Krankenhaus nicht verlassen dürfen. Auch auf Nachfrage habe er "dann einfach nur wiederholt, nein, ich soll 144 rufen. Das hat für mich so den Anschein gemacht, als würde ihn das gar nicht interessieren", sagte die Frau am Montagabend in der Zib2 des ORF. Die Frau verständigte daraufhin die Rettung.

Währenddessen habe der Portier aber sehr wohl den diensthabenden Arzt alarmiert, der dann auch mit einer Kollegin das Krankenhaus verlassen, den Patienten aus dem Auto geborgen und ihn auf der Straße reanimiert habe, bis der Rettungsdienst eingetroffen sei, schrieb das Krankenhaus am Montag in einer Stellungnahme. Bis der Patient versorgt wurde, sind jedoch etwa fünf Minuten vergangen, wie die Passantin im ORF berichtete und das Krankenhaus inzwischen bestätigte.

Der Patient wurde anschließend nicht ins Krankenhaus Göttlicher Heiland gebracht, sondern ins Wilhelminenspital. Dort ist der Mann verstorben. Der Transport in ein anderes Spital war offenbar nötig, weil es im Krankenhaus Göttlicher Heiland keine Notfallaufnahme gibt. Es gebe "klare Vorgaben, wie die Rettung in der Rettungskette handelt. Deshalb ist der Patient ins Wilhelminenspital gebracht worden", so das Spital.

"Im ersten Moment nicht richtig reagiert"

Eine Sprecherin des Krankenhauses räumte am Dienstag im Gespräch mit der "Presse" ein, dass der Portier "im ersten Moment nicht richtig reagiert" habe. "Er hat dann aber sofort richtig gehandelt und unverzüglich den diensthabenden Arzt alarmiert, der innerhalb von fünf Minuten bei dem Mann war." Die Rettungskette habe also korrekt funktioniert. 

Am Montag hatte sich das Spital in einer ersten Reaktion auf die geltenden Vorschriften berufen: "Aus den Bestimmungen des Wiener Krankenanstaltengesetzes ergibt sich, dass diensthabende Ärzte das Krankenhaus nicht verlassen dürfen, um die Patienten im Haus nicht zu gefährden, denn es kann auch jederzeit ein Akutfall im Haus eintreten". Ungeachtet dessen habe sich der Arzt im konkreten Fall "nach Abschätzung des Risikos im Haus entschieden umgehend Erste Hilfe zu leisten".

Stadtrat-Büro: "Keine Regelung im Krankenanstaltengesetz"

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat inzwischen einen Prüfauftrag an die Magistratsabteilung 40 (Soziales, Sozial- und Gesundheitsrecht) erlassen. Denn: "Es gibt aus unserer Sicht keine Regelung im Wiener Krankenanstaltengesetz, die es verbietet, dass ein Arzt das Krankenhaus für einen Notfall verlässt", sagt ein Sprecher des Gesundheitsstadtrats zur "Presse". "Aber natürlich ist ein Arzt in einem Spital in erster Linie für seine Patienten verantwortlich."

>> Bericht der Zib2 des ORF

(Red.)

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