Heumarkt: Denkmalrat auf heikler Mission in Wien

Ein Entwurf für das umstrittene Heumarkt-Projekt
Ein Entwurf für das umstrittene Heumarkt-Projekt APA/ISAY WEINFELD&SEBASTIAN MURR
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Gefährdet das geplante Hochhaus am Heumarkt den Weltkulturerbe-Status? Dafür wird der Bericht des internationalen Denkmalrats Icomos entscheidend sein.

Es ist wohl das umstrittenste Bauprojekt der vergangenen Jahre: das Hochhaus am Heumarkt, das 66 Meter hoch sein soll – und aufgrund dessen Wiens Weltkulturerbe-Status wackelt. Nun ist der Präsident des internationalen Denkmalrats Icomos, Toshiyuki Kono, auf einer Fact-Finding-Mission in Wien. Sein Bericht an die Unesco wird mit darüber entscheiden, ob der Stadt das Prädikat Weltkulturerbe weggenommen wird.

Das Unesco-Welterbekomitee hat der Stadt bereits seit Längerem die Rute ins Fenster gestellt. Der geplante Turm beim Hotel Intercontinental brachte die Innenstadt auf die Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes. Das Projekt – das die Wiener Grünen massiv spaltet – beeinträchtigt laut Unesco das Stadtbild. Sein Ultimatum hat das Weltkulturerbekomitee zuletzt immerhin auf kommenden Juni ausgedehnt – und Österreich bis Anfang 2019 Zeit gegeben, Lösungsvorschläge zu präsentieren.

Wie eine mögliche Lösung aussehen könnte, darüber wollte Kono am Montag in Wien noch nicht spekulieren. „Ich hoffe aber, dass es eine solche geben wird“, zeigte sich der Japaner zumindest vorsichtig optimistisch. Jedes Weltkulturerbe werde gesondert betrachtet. Das Zentrum einer Stadt sei anders zu betrachten als ein alleinstehendes Objekt.

Er gab jedoch zu bedenken, dass sich die Stadt selbst um die Aufnahme ihres Zentrums in die Liste beworben habe und dass die historische Stadtsilhouette dabei eigens hervorgehoben worden sei. Somit sei man vertraglich verpflichtet, sie zu erhalten, sagte Kono. Keinesfalls sei es möglich, die Pufferzone um die City zu verkleinern. Dazu müsste es einen neuen Vertrag mit der Unesco geben.

Die österreichische Icomos-Chefin Caroline Jäger-Klein betonte, dass es nicht darum gehe, die Weiterentwicklung einer Stadt zu verhindern. Diese solle kein Museum werden, in dem nichts verändert werden darf. Es gehe vielmehr insgesamt um den Umgang mit dem historischen Erbe. Dabei stünden nicht nur Einzelprojekte, sondern auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Fokus.

Besuch bei Belvedere-Stöckl

Die Monitoring-Mission ist dazu gedacht, um einen Überblick zu erhalten und die Entwicklung zu beurteilen. Kono trifft daher Stadtmitarbeiter, Vertreter von Heumarkt-Investor Michael Tojner und Mitglieder von Bürgerinitiativen. Im Zentrum des Besuchs steht der Heumarkt, auch ein anderes Projekt ist aber auf der Agenda: das Braulokal im Belvedere-Stöckl (für das es einen Baubescheid gibt).

Vergangenen Montag war auf dem Areal im Schwarzenberggarten beim Belvedere ein Bagger aufgefahren („Die Presse“ berichtete). Ein Zeitpunkt, der wegen des Besuchs der Denkmalschützer manche vor den Kopf stieß.

(APA/red.)

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