Festnahme nach Dorotheum–Coup

Archivbild
ArchivbildAPA/ROLAND SCHLAGER
  • Drucken

Ende November wurde ein Renoir-Gemälde aus dem Wiener Auktionshaus gestohlen. Nun wurde ein Verdächtiger, ein Ukrainer, in Amsterdam gefasst. Der Verbleib des Bildes ist unklar.

Amsterdam/Wien. In Renoirs Schaffensphase gilt „Golfe, mer, falaises vertes“ den Experten zufolge als eher unbedeutend. Der Diebstahl des 27 mal 40 Zentimeter kleinen Bildes Ende November aus dem Wiener Dorotheum sorgte dennoch für große Aufregung.


Das lag auch an dem dreisten Vorgehen: Drei Männer spazierten am 26. November, am späten Nachmittag, in das bekannte Auktionshaus und nahmen das Landschaftsgemälde einfach aus dem Rahmen, anschließend verließen sie das Gebäude durch verschiedene Ausgänge. Auf den Bildern der Überwachungskamera sah man, dass zwei Männer größere Einkaufstaschen bei sich hatten.


Einer der Tatverdächtigen wurde nun gefasst. Das bestätigte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, am Mittwochnachmittag. Und zwar in den Niederlanden, in Amsterdam. Die Festnahme erfolgte laut Bussek bereits „entweder am Wochenende oder am Montag“. Es handelt sich bei dem Verdächtigen um einen ukrainischen Staatsbürger. Die Wiener Justiz bemüht sich nun um rasche Auslieferung – das Übergabeverfahren läuft bereits.

Viele offene Fragen

Allerdings sind noch viele Fragen offen – oder werden aus ermittlungstaktischen Gründen eben vorerst lieber nicht beantwortet. Zunächst einmal ist der Verbleib sowohl des Gemäldes als auch der beiden Komplizen unklar. Sie dürften sich weiterhin auf der Flucht befinden. Auch ob die Identität der Gesuchten feststeht – die Bilder der Überwachungskameras wurden breit veröffentlicht – konnten oder wollten die Wiener Landespolizeidirektion und die Staatsanwaltschaft Wien nicht beantworten. Nicht gesichert ist weiters, ob es sich bei dem Mann um einen einschlägig Vorbestraften handelt. Unmittelbar nach dem Coup war die Polizei davon ausgegangen, dass die Täter aufgrund ihrer Vorgangsweise Profis waren.


Das sahen damals auch die Kunstexperten tendenziell so. Michael Kovacek vom Auktionshaus Kinsky erklärte der „Presse“ kurz nach dem Diebstahl: „Offiziell kann so ein Gemälde, das jetzt nicht nur registriert ist, sondern auch im Netz kursiert, in der westlichen Welt nicht verkauft werden“. Aber, so erklärte Nikolaus Barta, der weltweit Kunst versichert: Der Dieb könne es auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Relativ problemlos etwa auch in Südamerika oder Asien.


Dass der Verdächtige in Amsterdam aufgetaucht ist, ist für Barta allerdings nicht besonders auffällig: „Amsterdam ist diesbezüglich wie jede andere Stadt, wie Wien oder Paris.“ Bezeichnender findet er, dass es sich bei dem Festgenommenen – so sich der Verdacht gegen ihn denn erhärte – um einen Ukrainer handelt. „Weil es nicht überraschend ist, dass Umschlagplätze jenseits der westlichen Gerichtsbarkeit gesucht werden.“
Der Schätzwert des Bildes (es sollte im Wiener Dorotheum versteigert werden) liegt im Bereich von 120.000 bis 160.000 Euro. Zum Vergleich: Es gibt günstigere Renoirs, aber auch teurere. „Dans les Roses“ wurde 2003 um 20,5 Mio. Euro versteigert. Nach dem Diebstahl gab es eine Debatte über die Sicherheitsvorkehrungen im Dorotheum. Im Auktionshaus sprach man von „umfassenden Vorkehrungen“, gab aber keine Details preis. Berichte über einen stillen Alarm, der ausgelöst worden sei, als das Bild aus dem Rahmen genommen wurde, bestätigt die Polizei nicht. (APA/red.)

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

FILE PHOTO: A man enters the Austrian auction house Dorotheum in Vienna
Wien

Dorotheum-Dieb seit Dezember in Wien in Untersuchungshaft

Der 59-jähriger Ukrainer, der im Dezember in Amsterdam gefasst wurde, wurde bereits Ende vergangenen Jahres nach Wien überstellt. Er war bereits 2005 wegen Gemälde-Diebstahls in Ukraine verurteilt worden.
Auktionsszene im Franz-Josef-Saal: So ähnlich geht bzw. ging es dieser Tage im Wiener Dorotheum zu – trotz des Diebstahls.
Wien

Wiener Dorotheum: Alltag nach dem dreisten Diebstahl

Das Dorotheum ist nach dem Diebstahl eines bis zu 160.000 Euro teuren Renoir in den Fokus geraten – Porträt einer Wiener Institution.
++ HANDOUT ++ POLIZEIBILDER/FAHNDUNGSFOTOS: RENOIR-GEM�LDE IM DOROTHEUM GESTOHLEN - MUTMASSLICHE T�TER
Wien

Internationale Fahndung nach den Renoir-Dieben

Bei der Polizei sind bereits einige Hinweise eingegangen. Die Ermittlungen, um die drei Diebe des Gemäldes laufen nun auch international.
Das Renoir-Gemälde, wie es im Auktionskatalog zu finden war.
Wien

Kunstdiebe auf der Flucht: Wie gut sind Bilder im Dorotheum gesichert?

Ein 160.000 Euro teures Gemälde des französischen Impressionisten Pierre Auguste Renoir wurde aus dem Wiener Auktionshaus gestohlen – auf ziemlich dreiste Art und Weise.
Kommentare

Die peinliche Leichtigkeit eines Diebstahls

Warum hat niemand auf den Renoir aufgepasst?

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.