Vassilakou sieht Zeit für City Maut gekommen

WIEN-WAHL: WAHLKAMPFAUFTAKT DER GRUeNEN / VASSILAKOU =
WIEN-WAHL: WAHLKAMPFAUFTAKT DER GRUeNEN / VASSILAKOU =HANS KLAUS TECHT / APA / picture
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Die Wiener Linien feiern einen Rekord bei den Fahrgästen, dennoch nahm der Anteil der Pkw am „Modal Split“ zu. Die grüne Verkehrsstadträtin will „die Blechlawine von außen“ stoppen.

Die Wiener Linien feiern wieder einen Rekord – und Wiens grüne Verkehrsstadträtin erneuert als Reaktion ihre Forderung nach einer Citymaut ab der Stadtgrenze. Wie geht das zusammen?

Nun, 822.000 Jahreskartenbesitzer, um 44.000 mehr als im Vorjahr, sind eine stolze Bilanz. Und die Zahl der Fahrgäste kletterte von 961,7 auf 965,9 Millionen. Allerdings wurden in Wien trotzdem wieder mehr Wege per Auto zurückgelegt. Der Anteil des Pkw-Verkehrs stieg von 27 auf 29 Prozent, wie der „Modal Split“ zeigt.

Diese Zahlen geben Auskunft, welche Art der Fortbewegung die Bevölkerung wählt. Und da blieb trotz Fahrgastrekord der Wert für den öffentlichen Verkehr mit 38 Prozent gleich. Dafür ging der Anteil des Zu-Fuß-Gehens von 28 auf 26 Prozent zurück, der des Autos stieg von 27 auf 29 Prozent. (Radfahren blieb bei sieben Prozent.) Das ist der Anlass, aus dem Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou wieder ihre Idee der Citymaut auspackt. Man müsse „über weitreichendere Maßnahmen“ diskutieren, wenn man „die Blechlawine von außen stoppen“ wolle. Allein, schon bisher hatten sich Koalitionspartner SPÖ und die Opposition nicht dafür erwärmen können.

Die Blechlawine sei hausgemacht, „weil die U-Bahn-Linien nicht bis an oder über die Stadtgrenzen führen und zumindest 25.000 Park-&-Ride-Plätze fehlen“, meint FPÖ-Verkehrssprecher Toni Mahdalik. Sein ÖVP-Kollege Manfred Juraczka warnt, dass Wien die einzige Stadt weltweit wäre, in der es Parkraumbewirtschaftung und Citymaut gibt – was allerdings nicht stimmt, so ist das etwa in Stockholm, Mailand, London oder Bologna schon so. Neos-Verkehrssprecherin Bettina Emmerling hält eine Citymaut nicht für effizient und präferiert eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung.

Immerhin, in der Inneren Stadt gibt sich Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) etwas offen – schon seit Längerem überlegt er Zugangsbeschränkungen: „Wir erarbeiten mit allen Fraktionen und Experten ein Verkehrskonzept für die Innere Stadt. Es ist alles offen“, sagt er zur „Presse“. Ob er ein Pkw-Fahrverbot für Nichtbewohner des Bezirks befürworte? Er möchte „nicht den Eindruck erwecken, dass es bereits ein fertiges Konzept gibt“. Neben der Beteiligung an Diskussionen soll am Ende eine Bürgerbefragung stehen. „Das Ergebnis wäre dann politisch bindend, selbstverständlich.“ Abgeschlossen wird der Prozess nach seinen Vorstellungen vor der nächsten Wien-Wahl, die regulär im Herbst 2020 fällig ist.

„Jahr der Straßenbahnen“

Aber noch einmal zurück zu den Wiener Linien. Diese nutzten die Präsentation der Bilanz auch gleich für einen Blick in die Zukunft. So rief die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), flankiert von Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer, das „Jahr der Straßenbahnen“ aus. Sie verwies auf das bereits bekannte Ausbaupaket, in dessen Zentrum die neue Linie 11 steht, die einen guten Teil des bisherigen 6ers übernimmt. Dieser wird gekürzt und erhält – nach längeren Diskussionen – eine neue Umkehrschleife bei der Geiereckstraße in Simmering statt in Favoriten („Die Presse“ berichtete). Simmerings Bezirksvorsteher Paul Stadler (FPÖ) stand den Plänen zuletzt ablehnend gegenüber. Sima meint, sie bemühe sich um gutes Einvernehmen, werde den Bezirk notfalls aber „overrulen“.

Insgesamt investieren die Wiener Linien heuer mehr als 435 Mio. Euro. Neben dem Weiterbau am U2/U5-Linienkreuz und diversen Erneuerungs- und Sanierungsprojekten stellte Steinbauer Neuanschaffungen für den Fuhrpark in Aussicht. Zu den schon zwei fahrenden werden 16 weitere Flexity-Straßenbahnen angeschafft. Im Frühling sollen auch erstmals die Garnituren gezeigt werden, die künftig auf der vollautomatisch betriebenen U5 unterwegs sein werden. Erste Probefahrten mit dem „X-Wagen“ sind für kommendes Jahr geplant.

(eko/d. n./APA)

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