Wien wurde heuer zum zehnten Mal zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität gekürt – für Expats, wohlgemerkt. Aber wie kommt dieses internationale Ranking zustande?
Wien. Es hat schon beinahe Tradition. Jahr für Jahr wird Wien vom internationalen Beratungsunternehmen Mercer zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität gekürt. Der Jubel der Stadtregierung über den Stockerlplatz (heuer immerhin zum zehnten Mal in Folge) gehört da ebenso dazu wie die Kritik von der Opposition und der Hinweis, dass da „nur die internationalen Manager“ befragt werden.
Ganz so stimmt das nicht, aber natürlich wird bei Mercer nicht die Lebensqualität für alle Wiener gemessen, sondern nur für Expats, also Fachkräfte, die von ihrem Arbeitgeber in ein Gastland entsendet werden. Aber wie entsteht dieses Ranking? Und was wird dabei genau gemessen?
Studie als Zweitverwertung
Das herauszufinden ist gar nicht so einfach, da Mercer die einzelnen Ergebnisse der Städte nicht veröffentlicht. Immerhin würden sie sich sonst ihr eigenes Geschäftsmodell abschießen. „Das Ranking entsteht aus den Erhebungen, die wir jährlich durchführen und Unternehmen zur Verfügung stellen, die sich internationalisieren und Mitarbeiter ins Ausland entsenden wollen“, erklärt Juliane Grüthner, Principal bei Mercer und Expertin im Bereich Global Mobility (Auslandsentsendungen). Mercer verkauft also an Unternehmen detaillierte Berichte über insgesamt 231 Standorte, sogenannte Worldwide Quality of Living Surveys (um rund 360 Euro pro Bericht). Das Ranking mit den Städten der höchsten Lebensqualität ist, wenn man so will, eine Art Zweitverwertung dieser Standortberichte.