Wie viel Theater und Musical braucht Wien?

Musical ist teuer und ein Verlustgeschäft.
Musical ist teuer und ein Verlustgeschäft.(c) Clemens Fabry
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Die Wiener ÖVP kritisiert hohe Subventionen und fordert eine Neuorganisation der Vereinigten Bühnen Wien.

Wien. Musical ist teuer, Opernproduktionen erst recht – und, sie sind ein Verlustgeschäft, will man Kartenpreise verträglich halten. „Die Vereinigten Bühnen Wien erhalten seit Jahren den größten Anteil an Subventionen im Kulturbereich, Musicals werden gefördert wie in keiner anderen Stadt. Dabei sind zwei Magistratsabteilungen zuständig, die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut“, sagt ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch. Die Forderung, den Subventionsbedarf zu verringern, gibt es Jahre – geschehen sei nichts, kritisiert die ÖVP Wien – und fordert eine Neu-Organisation der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) mit klaren Zuständigkeiten und ein Gesamtkonzept für Ronacher, Raimund Theater, Theater an der Wien und Kammeroper.

„Wie sollen die Bühnen bespielt werden? Wie geht man mit sinkender Auslastung um? Wie viel Musical soll sich die Stadt angesichts des Subventionsbedarfs leisten, während kleine Bühnen und die freie Szene das Nachsehen haben?“, fragt Kultursprecher Fritz Aichinger. Die ÖVP legt in der Debatte nach, schließlich wurde jüngst ein Bericht des Stadt-Rechnungshofes (RH) veröffentlicht, der das Gebaren der VBW von 2010 bis 2017 geprüft hat.

Der RH kam etwa zum Schluss, dass die Kulturabteilung der Stadt Mittel vergeben hat, ohne ausreichend über die Wirtschaftslage informiert zu sein. Schließlich sind die VBW organisatorisch an die MA 5 (Finanz) gebunden, die MA 7 (Kultur) ist indes für die Subventionierung zuständig. Berichte an die eine Stelle bekam die andere nicht zu sehen, heißt es im Bericht. Der RH empfiehlt Korrekturen – dem sei man laut VBW nachgekommen.

Der Bericht liefert auch einen Einblick in die Erlöse – die sind volatil und haben sich eher verringert. Überdies sank im Theater an der Wien die Zahl der Vorstellungen, damit auch die der Besucher. Der Subventionsbedarf ist indes hoch: Der Eigendeckungsgrad liege bei Opernproduktionen bei 21,9 Prozent, bei Musicals bei 55,7 Prozent. Bei Opern gebe es bei jedem Besuch einen durchschnittlichen Finanzbedarf von 255 Euro, bei Musicals von 41 Euro. Dass die Häuser der VBW nicht kostendeckend bespielt werden, liege laut RH an teuren Eigenproduktionen oder den Strukturen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Orchester). Auch vermisste der RH ein Gesamtkonzept.

Neu-Organisation geplant

Einigen Empfehlungen wird bereits nachgekommen, so die VBW. Auch politisch stehen die VBW auf der Agenda von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Etwa eine Neuorganisation, sagt ihr Sprecher Alfred Strauch. Aber angesichts der Komplexität, mehrere Häuser, viele Mitarbeiter, sei das „ein langer, mehrjähriger Weg“ an dessen Anfang man stehe. Aktuell sei eine Neuorganisation Thema von Gesprächen zwischen Kaup-Hasler und Finanzstadtrat Peter Hanke, am Ende könnte eine Variante eine Organisation als Kulturholding sein. Der Kritik an den Kosten hält man im Kulturressort entgegen, wenn Wien als Musik-Stadt Opern und Musicals will, „dann muss man es richtig machen: Qualität der Mitwirkenden, Orchester, Ausbildung, usw.“ Ohne Subventionen würden Tickets für Produktionen in kleineren, historischen Häusern, Opern im Theater an der Wien etwa, Hunderte Euro kosten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2019)

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