Krankenhaus Nord: Die Verteidigung des Michael Häupl

Michael Häupls erster großer öffentlicher Auftritt seit seinem Rückzug.
Michael Häupls erster großer öffentlicher Auftritt seit seinem Rückzug.APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

In seiner Befragung vor der U-Kommission zum Wiener KH Nord übernahm der Ex-Bürgermeister die politische Verantwortung; aber nicht für das Spitalsfiasko.

Wien. Eine riesige Gruppe an Fotografen und Kamera-Teams wartet ungeduldig vor dem Sitzungszimmer im Wiener Rathaus. Die Eingangstür hat sich noch nicht vollständig geöffnet, schon geht ein Blitzlichtgewitter nieder, drängen sich Fotografen nach vorne auf der Suche nach dem besten Foto.

Es sind ungewöhnliche Szenen für eine Sitzung jener Kommission, die das aus dem Ruder gelaufene Milliardenprojekt Krankenhaus Nord untersucht. Denn normalerweise plätschern die Sitzungen und Zeugenbefragungen der Kommission eher gemächlich vor sich hin. Aber an diesem Dienstag ist es kein gewöhnlicher Gast, der in den Zeugenstand treten muss. Es ist einer der seltenen öffentlichen Auftritte von Alt-Bürgermeister Michael Häupl, der sich unangenehmen Fragen stellen muss.

Nämlich: Wer trägt die politische Verantwortung bei der Kostenexplosion des Wiener Prestigeprojektes? Und was war dabei die Rolle von Michael Häupl? Hat der damalige Bürgermeister genug getan, um eine Entgleisung des Projektes zu verhindern? Oder hat der damalige Bürgermeister zu sehr auf seine Stadträtin Sonja Wehsely vertraut?

„Bis 2014 hat es funktioniert“

Die Kernaussage Häupls: „Bis 2014 hat das Projekt sehr gut funktioniert. Danach hat es eine Fülle von Problemen gegeben.“ Nachsatz: „Ich stehe aber zu meiner politischen Verantwortung.“ Er übernehme aber keine Verantwortung für Baustellen-Details.

Was der Alt-Bürgermeister damit meint, führt er etwas später aus. Politische Verantwortung bedeute das Treffen von grundsätzlichen Entscheidungen wie die Sicherstellung der nötigen Infrastruktur für die wachsende Stadt. Dazu zählt Häupl auch die Gesundheitsversorgung. Also das Spitalskonzept 2030, das als Herzstück den Bau des Krankenhauses Nord in Wien-Floridsdorf vorsah. Oder das Geriatriekonzept, wo man Pflegehäuser ohne Kostenüberschreitung gebaut habe, so Häupl.

„Keine Verantwortung“

Wie hat der damalige Bürgermeister auf die Probleme reagiert? Geht es nach Häupl, war sein Agieren vorbildlich. Als 2014 erkennbar gewesen sei, dass es Probleme gebe, sei die Bauherrnrolle des Krankenanstaltenverbundes (KAV) verstärkt worden. Außerdem sei mit AKH-Direktor Herwig Wetzlinger ein erfahrener Krankenhausmanager eingebunden worden. Und dafür übernehme er die Verantwortung, so Häupl, der im Gegenzug die Verantwortung „für die Details einer Baustelle“ nicht übernehmen wollte, da er dafür nicht zuständig sei. Deshalb habe er auch die Berichte der begleitenden Kontrolle, in denen vor Problemen gewarnt wurde, nicht gelesen: „Diese Berichte werden für den Bauherrn erstellt“, und das sei der KAV.

Wobei Häupl den früheren KAV-Chef Wilhelm Marhold und dessen Stellvertreter Maximilian Kobelmüller lobte, unter denen das Projekt noch in Zeit- und Kostenrahmen lief – was als Kritik an Marhold-Nachfolger Udo Janßen interpretiert werden darf. Nach dem gesundheitsbedingten Ausscheiden Marholds wurde der Vertrag von Kobelmüller von der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely nicht verlängert – obwohl Kobelmüller der Experte für das KH Nord war. Hier machte Häupl deutlich, dass er das für einen Fehler gehalten hat. Marhold hatte dazu in seiner Einvernahme gesagt: Mit der Eliminierung von Kobelmüller sei dem Projekt der Kopf abgeschlagen worden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Das hoch technisierte Labor, in dem Blutuntersuchungen vorgenommen werden, zählt zu den Prunkstücken des KH Nord.
Wien

Wie das KH Nord zur Klinik Floridsdorf wird

In dem vor der Eröffnung stehenden Krankenhaus (KH) Wien Nord wird dieser Tage der Ernstfall geprobt. Neuerdings auch unter medialer Beobachtung.
Der Probebetrieb im KH Nord läuft, im Juni startet der Normalbetrieb
Wien

Medizinischer Probebetrieb im KH-Nord gestartet

Damit zumindest ab der Eröffnung des Wiener Krankenhaus Nord alles glatt läuft, wird derzeit intensiv geprobt. Am 3. Juni kommen die ersten Patienten.
Ein Bild der Baustelle des KH Nord, aufgenommen vergangenen Sommer
Wien

ÖVP schaltet Justiz beim Krankenhaus Nord ein

Die Stadtpartei sieht den Verdacht von Untreue, Betrug, Bilanzfälschung, Amtsmissbrauch.
v.l.: Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl (FPÖ), FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus und FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp.
Wien

Gesundheit: FPÖ will neue U-Kommission

Schon am 30. April soll der Antrag eingebracht werden.
Erste Patientin im KH Nord (Klinik Floridsdorf) angekommen
Wien

Erste Patientin im Krankenhaus Nord eingetroffen

Die Frau, die zu einer länger geplanten Kontrolluntersuchung in die Endoskopie kam, wurde von Bürgermeister Michael Ludwig und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) höchstpersönlich begrüßt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.