Urlaubsflüge (fast) ohne schlechtes Gewissen

Symbolbild.
Symbolbild. (c) HELMUT FOHRINGER / APA / picture (HELMUT FOHRINGER)
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Die Luftfahrt und der Klimawandel: Besonders in der Zeit der Ferienflüge werden Fragen nach dem ökologischen Fußabdruck laut.

„Wie halten Sie es mit ihrer persönlichen CO2-Bilanz?“ Diese Frage hört man in Klimawandelzeiten ständig. Überhaupt in der (Flug-)Reisezeit. Besonders oft hört man sie diesen Sommer, da im Vorwahlkampf auch alle politischen Parteien ihre Hinwendung zum Klimathema beteuern.
Abgesehen davon, dass man individuell entscheiden kann, auf Urlaubsflüge zu verzichten, gibt es seit Jahren eine Option (diese erinnert an den einstigen Ablasshandel): das Freikaufen von Umweltsünden. Man nutzt einen CO2-Rechner. Und dann zahlt man. Freiwillig.


Bucht man etwa bei der AUA online ein Ticket, kann man einen Betrag zur Kompensation der beim Flug anfallenden Treibhausgasemissionen überweisen. Die Höhe dieser Summe wird durch Eingabe des Flugziels ermittelt. Für die Reise Wien–Dubrovnik wären zum Beispiel sieben Euro fällig. Das Geld fließt dem AUA-Kooperationspartner Climate Austria zu und wird von diesem für Klimaschutzprojekte national oder international verwendet. Bei AUA-Buchungen gibt es diese Möglichkeit schon seit 2008. Bisher wurden etwa 97.000 Tonnen CO2 kompensiert.
Freilich kann man auch unabhängig von der Ticketbuchung und der Fluglinie auf Anbieter von CO2-Kompensationen zurückgreifen. Beispielsweise auf die Klimaschutzorganisationen Atmosfair oder Myclimate.


Der Luftverkehr selbst ist seit 2012 in den europäischen Emissionshandel miteinbezogen und muss Zertifikate für CO2-Emissionen kaufen, die auf Flügen innerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes entstehen. Zusätzlich wurde von der UN-Luftfahrtorganisation ICAO das internationale CO2-Kompensationssystem Corsia (Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation) beschlossen. Dadurch verpflichtet sich die Luftverkehrsbranche ab 2021 jene Emissionen, die durch Wachstum im Luftverkehr ab 2020 entstehen, zu kompensieren. Und zwar durch den Kauf von Zertifikaten von CO2-senkenden Klimaschutzprojekten.

Neue Gebühren. Der Anteil des Verkehrssektors an den Treibhausgasemissionen betrug 2017 in Österreich ca. 29 Prozent. Rechnet man allerdings den Emissionshandel heraus, liegt dieser Anteil bei 45 Prozent. Aber: Der weit überwiegende Part betraf den Straßenverkehr. Die Kategorie Flug-/Bahn-/Schiffsverkehr wies einen vergleichsweise geringen Prozentsatz auf.


Der Flughafen Wien greift das Thema jedenfalls auf. Er verschärft ab 2020 seine (2010 eingeführten) Lärmgebühren. Dann sollen die Fluglinien für laute Flugzeuge tiefer und für leise Maschinen weniger tief in die Tasche greifen müssen. Bei sehr alten Flugzeugen könnten bis zu tausend Euro pro Flug fällig werden. Bis zu elf Millionen Euro könnten auf diese Art gesammelt werden. Flughafensprecherin Dominique Wittmann: „In erster Linie soll das neue Lärmgebührenmodell Airlines motivieren, mit einem leisen Flugzeug nach Wien zu kommen.“ Weiter: „Allfällige Mehreinnahmen durch alte Jets sollen der Umwelt zugutekommen. Für welche konkreten Maßnahmen bzw. Projekte das Geld verwendet wird, steht noch nicht fest.“


Natürlich wirken sich Lärmgebühren auch auf Treibhausgasemissionen aus, da Flugzeuge mit leisen und damit modernen Motoren auch weniger Kerosin verbrauchen. Flughafenchef Günther Ofner weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass der Airport trotz steigender Passagierzahlen sinkende Emissionen vorzuweisen habe.

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