Griechenland: Ökonom wird neuer Finanzminister

Griechenland oekonom Stournaras wird
Griechenland oekonom Stournaras wird(c) Reuters/YORGOS KARAHALIS
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Yannis Stournaras folgt Vassilis Rapanos als Finanzminister des krisengebeutelten Landes nach. Der 55-Jährige ist Professor an der Universität Athen.

Der griechische Regierungschef Antonis Samaras hat einen neuen Finanzminister nominiert. Das Amt solle der Ex-Banker Yannis Stournaras übernehmen, erklärte am Dienstag das Büro von Samaras in Athen. Der bisher designierte Finanzminister Vassilis Rapanos hatte sich am Montag aus Gesundheitsgründen zurückgezogen. Er war in den vergangenen Wochen Wirtschaftsminister der Interimsregierung, die Griechenland zu den Wahlen am 17. Juni führte.

Ioannis Stournaras gilt als vehementer Verfechter eines Verbleibs Griechenlands in der Eurozone. Bereits vor seiner offiziellen Ernennung sprach er sich für eine "teilweise Neuverhandlung" der mit den internationalen Geldgebern ausgehandelten Bedingungen für die Hilfen in Milliardenhöhe aus, die Athen vor dem Staatsbankrott retten sollen.

Keine Rückkehr zur Drachme

Schon bei den Verhandlungen über einen Beitritt Griechenlands in die Eurozone spielte Stournaras eine Rolle. Von 1994 bis 2000 war der Oxford-Absolvent Vorsitzender des Wirtschaftsberatergremiums im Finanzministerium, wo der 2001 vollzogene Beitritt vorbereitet wurde. Für diesen Beitritt zur Eurozone hatte Athen in Brüssel gefälschte Zahlen präsentiert.

In den Jahren 2000 bis 2004 leitete Stournaras die Emporiki-Bank, bevor diese vom französischen Institut Credit Agricole übernommen wurde. Während dieser Zeit war er auch Vizepräsident der Union griechischer Banken. Heute ist der Experte für Makroökonomie und europäische Fragen Wirtschaftsprofessor an der Universität von Athen und Chef des Forschungsinstituts der griechischen Arbeitgeber.

Einen Ausstieg aus dem Euro und eine Rückkehr seines Landes zur Drachme will Stournaras mit allen Mitteln verhindern. Dies würde Banken und Unternehmen zu sehr in Bedrängnis bringen, argumentiert er. Das größte Problem der griechischen Wirtschaft ist seiner Ansicht nach das Liquiditätsproblem der Unternehmen. Durch eine teilweise Neuverhandlung der internationalen Bedingungen will er mehr Geld für Wachstumsanreize freisetzen.

Der 55-Jährige steht der konservativen Nea Dimokratia (ND) von Regierungschef Antonis Samaras nahe.

(Ag.)

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