Satire-Magazin "Titanic" plant Islam-Ausgabe

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MohammedKarikaturen Titanic plant IslamAusgabe(c) EPA (RUNGROJ YONGRIT)
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Das deutsche Magazin "Titanic" plant ein Cover mit der Ex-First-Lady, in den Armen eines islamischen Kriegers. Titel: "Bettina Wulff dreht Mohammed-Film". Die USA warnen indes vor einer Eskalation der Gewalt.

Die französische Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" provoziert derzeit mit Karikaturen des Propheten Mohammed neue Wutausbrüche radikaler Islamisten. In seiner Oktober-Ausgabe will es ihr das deutsche Magazin "Titanic" gleichtun. Laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) plant die Zeitschrift einen Islam-Schwerpunkt. Das Titelblatt soll die Gattin von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Bettina, in den Armen eines islamischen Kriegers mit Turban und Schwert zeigen. Die dazugehörige Schlagzeile: "Der Westen in Aufruhr - Bettina Wulff dreht Mohammed-Film!"

Auf die Frage, ob auf dem Titelbild Mohammed zu sehen sei, sagte der Chefredakteur der Zeitschrift, Leo Fischer: "Das weiß ich nicht genau. Das ist eine Filmszene." Sicher ist jedenfalls, dass die Darstellung Mohammeds als Person ist nach islamischer Auffassung verboten ist. "Satire darf und muss alles", verteidigte Fischer, gegenüber der FTD sein Vorhaben. Außerdem sei "Mohammed jetzt in aller Munde, darauf reagieren wir", sagte Fischer im Interview mit "Spiegel Online". Auch die Karikaturen von "Charlie Hebdo" verteidigte er: Sie seien eine richtige Reaktion auf die "wahnsinnigen Ausschreitungen".

"Vor Schmähfilmen warnen"

Weiters betonte Fischer in dem Bericht, er wolle "vor weiteren schlecht gemachten Schmähfilmen warnen, insbesondere davor, dass sich abgehalfterte Prominente nun auch noch über billige Islamkritik profilieren." Damit spielte er auf das seit Juni im Internet kursierende Video "Die Unschuld der Muslime" an, dass in islamischen Ländern zu einer Reihe von Ausschreitungen geführt hatte.

Religiös motivierte Provokationen sind für "Titanic" nicht neu. Bereits 2006 hatte das Magazin mit dem Titel "Religionen im Vergleich" vier unterschiedlich große Penisse gezeigt, wobei der islamische der kleinste war. "Der Islam zog eindeutig den Kürzeren", so Fischer.

USA warnen vor Vergeltung

Die USA sehen den Umgang mit derartigen Karikaturen weniger gelassen. Die US-Regierung übte am Donnerstag scharfe Kritik an "Charlie Hebdo" und befürchtet eine weitere Eskalation der Gewalt. Die Zeichnungen seien "zutiefst beleidigend" für manche Gläubige, sagte Jay Carney, Sprecher von US-Präsident Barack Obama. Das Weiße Haus sei besorgt, dass die Proteste noch verschärft werden könnten. Das berichtete "Spiegel Online" am Donnerstag.

Die französische Staatsanwaltschaft teilte, wenige Stunden nach der Veröffentlichung der Karikaturen am Mittwoch, mit, es sei eine Klage eingereicht worden. Zum Kläger machte sie aber keine Angaben. Weiters würden Ermittlungen eingeleitet, da die Website des Satiremagazins nicht mehr erreicht werden konnte. Aus Angst vor Vergeltung kündigte die Regierung in Paris an, weltweit rund 20 Botschaften, Konsulate und Schulen zu schließen.

(Red.)

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