Petraeus-Affäre: Obama stellt sich hinter General Allen

PetraeusAffaere Obama stellt sich
PetraeusAffaere Obama stellt sich(c) APA/AP
  • Drucken

US-Präsident Obama will heute zu der Affäre um den zurückgetretenen CIA-Chef Petraeus und General Allen Stellung beziehen. Unklar ist, ob er bereits einen Nachfolger für Petraeus präsentieren wird.

US-Präsident Barack Obama geht in die Offensive: Nach dem Rücktritt von David Petraeus als Direktor der CIA wegen einer außerehelichen Affäre mit seiner Biografin, lädt der US-Präsident an diesem Mittwoch um 19.30 Uhr zu einer Pressekonferenz ins Weiße Haus. Dabei will er zu dem Skandal um Petraeus und den Ermittlungen gegen den Afghanistan-Kommandanten General John Allen Stellung beziehen. Unklar war zunächst, ob Obama bereits einen Nachfolger für Petraeus präsentieren wird. Als möglicher Kandidat gilt Michael Morell, der den US-Geheimdienst seit dessen Rücktritt kommissarisch leitet.

Vorab ließ Obama über Regierungssprecher Jay Carney ausrichten, dass Petraeus einer "der herausragendsten Generäle seiner Generation" sei und er von Allen eine "sehr hohe Meinung" habe. Auch Verteidigungsminister Leon Panetta gab Allen am Mittwoch Rückendeckung: Der General mache "einen exzellenten Job" als Kommandant der Nato-Truppe Isaf und genieße daher sein "fortgesetztes Vertrauen".

Der 60-jährige Petraeus war am Freitag zurückgetreten. Er habe mit der Beziehung zu der 40-jährigen Paula Broadwell einen "schweren Fehler" gemacht, der mit seiner Funktion nicht vereinbar sei. Außereheliche Affären können vom US-Militär als kriminelle Taten eingestuft werden. Gegen Allen ermittelt das Pentagon, weil er "unangebrachte" E-Mails an Jill Kelley geschickt haben soll. Kelley hatte die Affäre ins Rollen gebracht: Sie hatte Droh-Mails von Broadwell erhalten, in denen diese ihr vorwarf, sich an Petraeus heranzumachen.

Frage der nationalen Sicherheit

Nach wie vor besteht der Verdacht, dass Petraeus geheime Informationen an Broadwell weitergegeben hat. Auf ihrem Computer sollen heikle Dokumente gefunden worden sein. "Die Frage der nationalen Sicherheit ist immer noch auf dem Tisch", betonte ein Beamter der Strafverfolgungsbehörden gegenüber der "Washington Post". Der Politologe Stephen Biddle von der George Washington University bezweifelt zwar, dass es einen "nennenswerten Geheimnisbruch" gab. "Aber die Affäre brachte eine Möglichkeit mit sich, die in Zukunft hätte ausgenutzt werden können", zitierte ihn der US-Sender "CNN".

Petraeus soll demnächst vor einem Senatsausschuss aussagen. Hauptthema wird der Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September 2012 sein. Der Geheimdienst CIA war wegen der Attacke Anfang September in die Kritik geraten, weil er danach nicht rasch deutlich gemacht habe, dass es sich um einen Terroranschlag gehalten haben soll. Bei dem Angriff waren vier Diplomaten getötet worden, darunter der US-Botschafter in Libyen.

"Es wird noch eine Menge herauskommen"

Paul Krantz, Broadwells Vater, sagte unterdessen der "Daily News": "Bei dieser Geschichte geht es um etwas ganz anderes." Laut dem Blatt seien die Enthüllungen nur ein Ablenkungsmanöver für etwas bedeutend "Größeres". Es gebe "mehr als das, was ins Auge sticht". Krantz dürfe jedoch nicht mehr sagen, nur so viel: "Es wird noch eine Menge herauskommen."

Am Mittwoch tauchte außerdem ein weiterer Name in Zusammenhang mit der Affäre auf: John Kerry, der als aussichtsreicher Kandidat für das Amt des US-Verteidigungsministers gilt. Als sich vor zwei Jahren Jill Kelleys Zwillingsschwester Natalie Khawam in einem Sorgerechtsstreit mit ihrem Mann befand, sollen sich Petraeus und Allen für sie eingesetzt haben. Sie sollen Khawamals "hart arbeitende", "liebevolle Mutter" dargestellt haben. Khawam präsentierte vor Gericht außerdem Briefe des demokratischen Senators Sheldon, dem sehr gute Kontakte zu Kerry nachgesagt werden. Das Sorgerecht erhielt dennoch Khawams Ex-Mann.

(Red./APA/dpa/Reuters/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nachforschungen untersucht PetraeusAffaere
Außenpolitik

"Nachforschungen": CIA untersucht Petraeus-Affäre

Auch FBI und Pentagon ermitteln bereits im Fall des zurückgetretenen CIA-Chefs. Der Vier-Sterne-General sagte heute vor dem US-Kongress aus.
Unangemessene Mails General Allen
Außenpolitik

"Unangemessene Mails": General Allen will kooperieren

Der Afghanistan-Kommandant Allen kündigt an, seine Rolle in der
Petraeus-Affäre "so schnell wie möglich" zu klären. Petraeus selbst soll am Freitag vor dem Geheimdienstausschuss aussagen.
U.S. President Obama addresses a news conference at the White House in Washington
Außenpolitik

Petraeus-Affäre: Obama sieht keinen Geheimnisverrat

Die "Nationale Sicherheit" sei nicht gefährdet, sagte der US-Präsident und Petraeus wegen seiner eigenen Verhaltensstandards zurückgetreten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.