"Unangemessene Mails": General Allen will kooperieren

Unangemessene Mails General Allen
Unangemessene Mails General Allen(c) AP (Virginia Mayo)
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Der Afghanistan-Kommandant Allen kündigt an, seine Rolle in der
Petraeus-Affäre "so schnell wie möglich" zu klären. Petraeus selbst soll am Freitag vor dem Geheimdienstausschuss aussagen.

Der in die Petraeus-Affäre verstrickte US-Kommandant in Afghanistan, John Allen, hat seine umfassende Zusammenarbeit mit den Ermittlern im Pentagon zugesagt. Der General werde "vollkommen kooperieren", erklärte sein Anwalt John Baker in der Nacht auf Donnerstag. Er habe auch seine Mitarbeiter angewiesen, vollständig mit den Ermittlern zusammen zu arbeiten. Er hoffe, sämtliche Fragen in der Affäre "so schnell wie möglich" klären zu können.

Der Kommandant der Nato-Truppe ISAF war jüngst in den Skandal um die außereheliche Beziehung des zurückgetretenen CIA-Chefs David Petraeus mit hineingezogen worden. Der 60-jährige Vier-Sterne-General war am Freitag zurückgetreten. Er habe mit der Beziehung zu seiner Biografin, der 40-jährigen Paula Broadwell, einen "schweren Fehler" gemacht, der mit seiner Funktion nicht vereinbar sei. Außereheliche Affären können vom US-Militär als kriminelle Taten eingestuft werden.

Gegen Allen nahm das Pentagon Ermittlungen auf, weil er "unangemessene" E-Mails an Jill Kelley geschickt haben soll. Kelley hatte die Affäre ins Rollen gebracht: Sie hatte Droh-Mails von Broadwell erhalten, in denen diese ihr vorwarf, sich an Petraeus heranzumachen. US-Präsident Barack Obama stärkte Allen in der Folge demonstrativ den Rücken und lobten seine Arbeit in Afghanistan. Verteidigungsminister Leon Panetta übte sich am Donnerstag indes im Beschwichtigen. Seinen Informationen zufolge seinen keine weiteren hochrangigen US-Militärs in die Affäre rund um Petraeus verwickelt. Allens Anwalt erklärte dazu, der General schätze die ihm entgegen gebrachte Unterstützung außerordentlich.

Petraeus wird zu Bengasi-Anschlag befragt

Mit seinem Rücktritt ist aber auch für Petraeus die Affäre noch nicht abgeschlossen. Der 60-Jährige soll nun doch vor dem Kongress in Washington zu dem Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi aussagen. Konkret soll Petraeus am Freitag um 13.30 Uhr MEZ hinter verschlossenen Türen vom Geheimdienstausschuss des Senats befragt werden. Bei der Attacke am 11. September 2012 waren vier Diplomaten getötet worden, darunter der US-Botschafter in Libyen.

Der Geheimdienst CIA war in die Kritik geraten, weil er danach nicht rasch deutlich gemacht habe, dass es sich um einen Terroranschlag gehandelt haben soll. Weiters steht der Verdacht im Raum, dass Petraeus geheime Informationen an Broadwell weitergegeben hat. So sorgte in den vergangenen Tagen ein Video von einem Vortrag der 40-Jährigen für Aufsehen, bei dem sie nahelegt, bei der Bengasi-Attacke könnte es sich um eine Befreiungsaktion gehandelt haben. Die CIA soll demnach auf dem Konsulatsgelände libysche Milizionäre gefangen gehalten haben. Diese bestreitet das.

Im Wahlkampf hatten die Republikaner versucht, den Angriff in Bengasi als außenpolitische Schwäche von Obamas Regierung auszuschlachten. Dabei nahmen sie vor allem UN-Botschafterin Susan Rice ins Visier. Rice hatte den Angriff als spontanen Protest gegen ein in den USA produziertes islamfeindliches Video bezeichnet. Obamas Regierung schwenkte dann aber auf die Linie ein, dass es sich um einen "Terrorakt" von militanten Islamisten mit Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida gehandelt habe.

"Empörend": Obama nimmt Rice in Schutz

In seiner ersten Pressekonferenz nach seiner Wiederwahl ging Obama am Mittwochabend die Kritiker aus der republikanischen Partei scharf an. Es sei "empörend", den Ruf von Rice zu "beschmutzen", sagte der Präsident in Washington. "Wenn Senator McCain und Senator Graham und andere jemanden verfolgen wollen, dann sollten sie mich nehmen."

Rice wird als mögliche Nachfolgerin von Außenministerin Hillary Clinton gehandelt, die den Posten zum Ende von Obamas erster Amtszeit im Januar niederlegen will. McCain erklärte am Mittwoch im TV-Sender Fox News, er werde "alles in meiner Macht stehende" tun, um eine Nominierung von Rice zur Chefdiplomatin zu verhindern.

(Red./APA/dpa/Reuters/AFP)

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