Sie war die einzige Frau der noch lebenden Führungskadern der ersten Stunde der PKK, nun wurde Sakine Cansiz in Paris getötet. Ein Porträt.
Sakine Cansiz gehörte 1978 zu den Gründern der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die sich mit der Türkei nun seit fast 30 Jahren einen blutigen Kampf um einen eigenen Staat oder zumindest eine Autonomie liefert. Von den wenigen zuletzt noch lebenden Führungskadern der ersten Stunde war sie nach kurdischen Angaben die einzige Frau.
Cansiz wurde 1958 in der anatolischen Provinz Tunceli geboren. Sie wurde 1979 - im Jahr nach der PKK-Gründung - in Diyarbakir inhaftiert und dort auch türkischen Berichten zufolge schwer gefoltert. Nach ihrer Freilassung 1991 habe sie sich wieder der PKK angeschlossen und sei unter dem Decknamen "Sara" in mehreren Staaten des Nahen Ostens aktiv gewesen.
Politisches Asyl in Frankreich
1998 erhielt Cansiz politisches Asyl in Frankreich. In Interviews ging sie in den letzten Jahren immer wieder besonders auf die Rolle der Frau ein. Sie habe als "die Symbolfigur des kurdischen Frauenfreiheitskampfes" gegolten, teilte das Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt am Donnerstag mit.
Türkische Medien berichten aber, Cansiz sei wegen interner Kritik innerhalb der PKK-Führung in Ungnade gefallen und gezwungen worden, in die zweite Reihe zurückzutreten.
Die Türkei suchte Cansiz mit internationalem Haftbefehl als Mitglied der PKK, die in den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft wird. Cansiz wurde auf dieser Grundlage 2007 in Hamburg festgenommen, dann aber wieder freigelassen. Unmittelbar vor dem Anschlag wollte sie offenbar erneut nach Deutschland fahren. Sie habe bereits eine Bahnfahrkarte vom Pariser Bahnhof Gare du Nord gehabt, sagte ein Mitarbeiter des kurdischen Institutes in Frankreich am Donnerstag.
(APA/dpa)