Anschlag in Türkei: Erdogan droht Syrien mit Vergeltung

Anschlag Tuerkei Erdogan droht
Anschlag Tuerkei Erdogan droht(c) REUTERS (MURAD SEZER)
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Ankara identifizierte einheimische Linksextremisten mit Kontakten nach Syrien als Urheber. Syriens Informationsminister al-Zobi ist überzeugt, dass der türkische Premier persönlich die Schuld an den Anschlägen trage.

Nach dem blutigen Doppelanschlag in der türkischen Grenzstadt Reyhanli drehen Ankara und Damaskus weiter an der Eskalationsschraube. Während der syrische Informationsminister Omran al-Zobi den türkischen Premier Recep Tayyip Erdogan am Montag als "Mörder" und "Henker" beschimpfte, drohte dieser dem Nachbarland mit Vergeltung. Die Türkei werde zu gegebener Zeit auf den Anschlag reagieren, sagte er.

Die türkischen Behörden identifizierten einheimische Linksextremisten mit Kontakten nach Syrien als Urheber des Doppelanschlages. Bei den neun am Sonntag festgenommenen Beschuldigten handle es sich um Mitglieder der "Revolutionären Volksbefreiungspartei/-front" (DHKP-C) sowie einer Splittergruppe der "Türkischen Volksbefreiungspartei-Front" (THKP-C), berichteten türkische Medien. Die türkische Regierung wirft ihnen vor, die Tat in Abstimmung mit dem syrischen Geheimdienst verübt zu haben. Auch der Sprengstoff soll aus Syrien gekommen sein.

Al-Zobi: Erdogan trägt Schuld für Anschlag

"Hinter dieser Tat steckt das Regime. Das ist gewiss", sagte Erdogan am Montag. Zugleich warnte er vor Versuchen, die Türkei mit Provokationen in den Bürgerkrieg in Syrien zu verwickeln. "In diese Falle werden wir nicht treten", sagte er. Syriens Informationsminister Omran al-Zobi wetterte unterdessen im russischen Fernsehen gegen den türkischen Ministerpräsidenten. Erdogan trage persönlich die Schuld an den Anschlägen. Er habe "kein Recht, eine politische Karriere auf dem Blut des türkischen und syrischen Volkes aufzubauen", so al-Zobi.

Der syrische Parlamentarier Sherif Shehata, der als Sprachrohr des Regimes von Präsident Bashar al-Assad gilt, behauptete, die Sprengsätze seien von Terroristen für Anschläge in Syrien vorbereitet worden und nur versehentlich in der Türkei explodiert. "Die Grenzen zwischen Syrien und der Türkei sind immer noch offen für diese Terroristen, die von Erdogans Seite kommen und nicht etwa von der 'Shabiha'-Miliz oder von den Regierungstruppen", sagte er gegenüber Al Jazeera. Das Einzige, was Ankara tun müsse, um den Terror zu stoppen, sei, den Strom von Waffen und arabischen Extremisten über die Türkei nach Syrien zu stoppen.

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Bei der Explosion zweier Autobomben in der wenige Kilometer von der syrischen Grenze entfernt liegenden Stadt waren am Samstag mindestens 49 Menschen getötet worden, etwa 140 wurden verletzt. Damaskus wies die Vorwürfe einer Beteiligung an der Tat zurück.

Die Anschläge wurden international verurteilt. Auch der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew und Bundespräsident Heinz Fischer zeigten sich besorgt über die Entwicklungen. Alle neun Festgenommenen seien türkische Staatsbürger, hatte Vizeregierungschef Besir Atalay am Sonntag erklärt. Nach seinen Angaben haben die Beschuldigten die Tat teilweise gestanden. Innenminister Muammer Güler sagte, unter den Festgenommenen sei auch ein Kopf der Gruppe. Nach weiteren Verdächtigen werde gesucht.

Anschlag auf US-Botschaft im Februar

Ein Selbstmordattentäter aus den Reihen der DHKP-C hatte im Februar einen Anschlag auf die US-Botschaft in Ankara verübt. Dabei hatte er einen türkischen Wachmann mit sich in den Tod gerissen. Ziel der DHKP-C ist es, das Regierungssystem der Türkei durch einen revolutionären Umsturz zu beseitigen. Errichtet werden soll ein kommunistisches System mit marxistisch-leninistischer Prägung. Die Organisation hat in der Türkei zahlreiche Brand- und Sprengstoffanschläge verübt und Menschen getötet.

(APA/Reuters/dpa/AFP/Red.)

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