ElBaradei ist zurück in Wien

War lange als IAEO-Chef in Wien tätig: Mohamed ElBaradei soll am Nachmittag wieder in Wien eintreffen.
War lange als IAEO-Chef in Wien tätig: Mohamed ElBaradei soll am Nachmittag wieder in Wien eintreffen.(c) EPA/ADRIAN BRADSHAW
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Der frühere ägyptische Vizepräsident Mohammed ElBaradei ist am Sonntag in Wien gelandet. Die ägyptische Regierung zeigt sich kritikresistent.

APA/AFP/Red. Vergangenen Montag war Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei noch ägyptischer Vizepräsident, am Mittwoch trat er zurück, am Sonntag landete er in Wien. Ohne eine Erklärung abzugeben, wurde er auf dem Flughafen an den Journalisten vorbeigeschleust und in seine Wiener Wohnung gebracht. Diese hat er noch aus der Zeit, als er hier Direktor der Internationalen Atomenergieorganisation war.

ElBaradei legte sein Amt aus Protest gegen die Gewalteskalation zurück. Als Vizepräsident habe er dafür sorgen wollen, dass das Land den richtigen Weg einschlägt, sagte er in einem Interview. Nach Wien wollte er stets zurückkehren - das ging nun schneller als erwartet.

In Ägypten zeigte sich die Regierung kritikresistent. Man weise alle internationalen Drohungen, Hilfsgelder zu streichen, zurück, sagte Außenminister Nabil Fahmi. Seine Regierung habe die Aufgabe, Recht und Ordnung durchzusetzen. Inzwischen haben aber mehrere EU-Staaten den Geldhahn zugedreht. Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) forderte den Stopp der EU-Finanzhilfe über fünf Milliarden Euro, die deutsche Kanzlerin brachte einen Stopp der Rüstungsexporte aufs Tapet.

Die EU will indessen die Beziehungen zu Ägypten „überprüfen" und „Maßnahmen ergreifen": Das gaben Ratspräsident Herman Van Rompuy und Kommissionschef José Manuel Barroso bekannt. Details wurden nicht genannt. Zumindest soll es einen EU-weiten gemeinsamen Appell zur Deeskalation geben. Das erste Treffen findet heute, Montag, in Brüssel statt.

Kritik an der Lage in Ägypten kam auch von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der den Gewalteinsatz scharf verurteilte: Angriffe auf Kirchen, Krankenhäuser und andere öffentliche Einrichtungen seien „nicht hinnehmbar".

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2013)

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