Österreich bereitet sich auf Rückholaktion vor

Österreich bereitet sich auf Rückholaktion vor
Österreich bereitet sich auf Rückholaktion vor(c) REUTERS (AMR ABDALLAH DALSH)
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Rund 2500 Landsleute urlauben noch im Konfliktland. Das "Krisenunterstützungsteam" steht für eine mögliche Evakuierung bereit. Von Iris Bonavida

Wien. „Stellen Sie sich vor: Es ist Sonntagabend, Sie bekommen einen Anruf. Um vier Uhr früh sitzen Sie bereits im Flieger. Zu Hause ist es Winter, am Ankunftsort hat es bis zu 30 Grad. Und dann müssen Sie sich schnell durch aufgeregte Menschenmassen bahnen und zurechtfinden.“ So erzählt Peter Hofer, Leiter der Spezialeinsätze im Streitkräfteführungskommando, von seinem letzten Einsatz in Ägypten. Im Jahr 2011 mussten zum letzten Mal Österreicher aus dem Krisengebiet geholt werden. Nun, da sich die Lage immer weiter zuspitzt, ist Österreich wieder auf eine eventuelle Evakuierung vorbereitet.

2000 bis 2500 Landsleute befinden sich laut Außenministerium derzeit in Ägypten. Da es bereits partielle Reisewarnungen gibt, reisen allerdings immer weniger Touristen in das Land: „Normalerweise machen pro Woche 5000 Österreicher dort Urlaub“, sagt ein Sprecher des Außenministeriums. Jetzt würden deutlich mehr zurück nach Wien unterwegs sein – und immer weniger in die Touristengebiete rund um Kairo. Ende der Woche würden sich wohl nur noch zehn Prozent der sonst üblichen Zahl an Landsleuten dort aufhalten.

Trotzdem steht für den Notfall schon alles bereit: Das sogenannte Krisenunterstützungsteam (KUT) ist dafür zuständig, dass die Evakuierung problemlos verläuft. Spezialisten aus dem Außen-, Innen- und Verteidigungsministerium arbeiten dafür zusammen. Doch wie würde eine solche Rückholaktion aussehen?

Zuerst brauche es einen politischen Beschluss, erklärt Peter Hofer. Dann könnten binnen weniger Stunden bereits die ersten Spezialisten in das Krisengebiet fliegen. „Solange das möglich ist, fliegen sie aber mit zivilen Maschinen. Und sie treten dort auch in Zivil auf.“ Uniformen würden nur zusätzliche Aufregung erzeugen. Dann müsse man sich schnellstens ein Bild von der Lage verschaffen und zu den einzelnen Landsleuten gelangen – je nachdem, wo sie sich aufhalten.

„Die Botschaften haben die Daten von den Österreichern, die in Ägypten leben und arbeiten“, meint Hofer. So könne man diese erreichen. Bei den Urlaubern sei es vor allem bei jenen schwierig, die auf eigene Faust durch das Land reisen. „Hier sind wir auf ihre Meldedisziplin angewiesen“, sagt Hofer. Soll heißen: Wer sich beim Außenministerium gemeldet und seine Kontaktdaten angegeben hat, der kann auch schnell aufgespürt werden. Rund 1150 Landsleute sind derzeit registriert. Sie können so per SMS aufgefordert werden, eine bestimmte Sammelstelle aufzusuchen.

Sicherheitslage wird jedes Jahr erkundet

Eingerichtet wurde das KUT vor knapp zehn Jahren anlässlich des Irak-Kriegs. „Immer dort, wo sich eine große Gruppe Österreicher aufhält, werden nun jährlich Erkundungen organisiert“, erklärt Martin Juwarek, Abteilungsleiter der Einsatzplanung im Verteidigungsministerium. Dort schaue man sich etwa Flughäfen und wichtige Straßen genau an. Ein solches KUT-Team bestehe aus rund 20 Personen. „Hier geht es eher um Spezialisten, nicht um die Masse.“ Außerdem laufe nichts, ohne die Behörden im Gastland zu informieren. „Wir sind immer angemeldet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.08.2013)

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