Der grüne Spitzenkandidat Jürgen Trittin treibt die SPD an, um eine Neuauflage einer rot-grünen Koalition zu erreichen.
Wien/Vier. Neulich kam Jürgen Trittin zu einer Stippvisite in der Redaktion der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vorbei, und er hielt dabei mit Ratschlägen für die SPD nicht zurück. Der grüne Spitzenkandidat, ein ehemaliger Trotzkist, verfolgt einen Lebenstraum: Der 59-Jährige würde nur zu gern zum Vizekanzler und Finanzminister einer rot-grünen Koalition avancieren.
Die Karriere des früheren Obergrünen und Außenministers Joschka Fischer gilt dem einstigen Umweltminister insgeheim als Vorbild. Dafür strapaziert Trittin auch seine bürgerlich-hanseatischen Wurzeln, die Nähe zu seinem Bankerbruder. Ein Besuch an der Harvard University sollte sein Image zusätzlich aufpolieren.
Der Haken an der Sache ist nur, dass es zu einer rot-grünen Koalition bei der Wahl in vier Wochen nie und nimmer reichen wird. Und eine Konstellation unter Einschluss der Linkspartei und ihres hinter den Kulissen agierenden Drahtziehers Oskar Lafontaine birgt wahrscheinlich zu viel Sprengstoff.
In den jüngsten Umfragen hält die Ökopartei bei 13 Prozent, ein Plus von mehr als zwei Prozent gegenüber 2009. Die betuchte Klientel ließ sich bisher nicht einmal von den Steuerplänen abschrecken, die den Wohlhabenden ins Fleisch schneiden würde. Dass die Stammwähler den als Wahlkampfgag propagierten „Veggie-Day“, einen fleischlosen Tag pro Woche, goutieren würden, versteht sich indes ganz von allein.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2013)