Die Abspaltung der Krim von der Ukraine war eine Sezession im Eilzugstempo. In anderen Konflikten - wie dem immer wieder bemühten Beispiel Kosovo - ging dem ein jahrelanger Prozess voraus. Und es erfolgte kein Anschluss an einen Nachbarstaat. Eine Auswahl von Sezessionen und zerfallenden Staaten: von Wieland Schneider Bild: Russische Soldaten auf der Krim-Habinsel
Ende der 1980er-Jahre wuchsen die Spannungen im Vielvölkerstaat Jugoslawien. Unter dem Vorwand, die Serben im Kosovo schützen zu müssen, beendete Serbiens starker Mann Slobodan Milosevic die weitgehende Eigenständigkeit des Kosovo und der Vojvodina, zweier autonomer Provinzen innerhalb Serbiens. Nachdem in Zagreb Franjo Tudjman und seine nationalistische HDZ an die Macht gekommen waren, starteten Milizen der serbischen Minderheit in Kroatien einen Aufstand. Nach den Unabhängigkeitserklärungen Kroatiens und Sloweniens im Juni 1991 weiteten sich die Kämpfe aus. Bild: Serbiens Machthaber Slobodan Milosevic
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Eine von der EG (Vorläufer der EU) eingesetzte Kommission stellte fest, dass Jugoslawien zerfallen sei und den Teilrepubliken das Recht auf Eigenständigkeit zukomme. Doch die meisten Teilrepubliken waren nicht ethnisch homogen. Serbenvertreter in Kroatien und Bosnien-Herzegowina versuchten nun, sich mit Waffengewalt und Belgrads Hilfe von den neuen Staaten abzuspalten und dabei ein möglichst großes Territorium zu besetzen - mit dem Hintergedanken, sich später Serbien anzuschließen. Bild: Die Opfer des Krieges, Bergräbnis in Bosnien
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International wurden nur Teilrepubliken als Nachfolgestaaten Jugoslawiens anerkannt. Für den mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo, der nur eine autonome Provinz innerhalb Serbiens gewesen war, kam das nicht infrage. Nachdem die Kosovo-Albaner jahrelang nicht militärischen Widerstand geleistet hatten, startete Ende der 1990er-Jahre die kosovo-albanische Untergrundarmee UÇK einen Aufstand. Serbien reagierte mit brutalen Gegenmaßnahmen. Anfang 1999 begannen Verhandlungen in Frankreich. Bild: Vertreibung aus dem Kosovo, Albaner erreichen ein Flüchtlingscamp in Mazedonien
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Belgrad akzeptierte den vorgelegten Plan, der auch die Stationierung von Nato-Truppen vorsah, nicht. Daraufhin startete die Nato Luftangriffe gegen Serbien. Serbische Truppen verstärkten die Vertreibungen hunderttausender Kosovo-Albaner. Im Juli 1999 zog sich Serbien aus dem Kosovo zurück, nun wurden von Albanern zehntausende Serben vertrieben. Mit UN-Mandat wurde eine UN-Übergangsverwaltung gebildet, die von einer Nato-geführten Schutztruppe unterstützt wurde. 2006 starteten Verhandlungen über die Zukunft des Kosovo. Am Ende schlug das Vermittlerteam eine "überwachte Unabhängigkeit" mit weitgehenden Rechten für die serbische Volksgruppe vor. Belgrad verlangte aber, dass der Kosovo offiziell Teil Serbiens bleiben müsse. 2008 erklärte sich der Kosovo - ohne Zustimmung Belgrads - für unabhängig. Etwa 100 Länder haben die Eigenstaatlichkeit des Kosovo bisher anerkannt, Russland ist nicht darunter. Bild: Einsatz der Nato, Luftangriffe in Novi Sad
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Mit nur elf Jahren Unterbrechung tobte von 1955 bis 2005 der Krieg zwischen dem Süden und dem Norden des Sudan. Der Süden verlangte Autonomie und mehr Verfügungsgewalt über seine Bodenschätze. Unter internationaler Vermittlung wurde 2005 ein Friedensabkommen geschlossen. Gemäß Abkommen hielt der Süden 2011 ein Unabhängigkeitsreferendum ab. Es ging für die Eigenstaatlichkeit aus. Der Südsudan spaltete sich - mit Plazet des Nordens - vom Sudan ab. Da aber einige Gebietsfragen noch ungelöst sind, kommt es zwischen Süden und Norden immer wieder zu Grenzgefechten. Bild:Rebellen der Sudanesischen Volksbefreiungsarmee
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1974 putschten mithilfe der Militärregierung in Athen auch auf Zypern Offiziere. Daraufhin marschierten türkische Truppen in Nordzypern ein - offiziell, um die türkische Volksgruppe zu beschützen. Seither ist die Insel in einen türkischen Norden und einen griechischen Süden geteilt. Der Norden steht unter Ankaras "Schutz", wurde aber nie annektiert und hat eine eigene Regierung, die international jedoch nicht anerkannt wird. Bild: Türkische Streitkräfte nehmen griechisch-zypriotische Soldaten fest
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Ähnlichkeiten mit diesem Modell hat auch die Abspaltung Abchasiens und Südossetiens von Georgien. Beide Gebiete hatten sich Anfang der 1990er-Jahre der Kontrolle Georgiens entzogen. 2008 versuchten georgische Truppen, das Territorium zurückzuerobern, doch russische Truppen intervenierten. Mittlerweile haben sich Abchasien und Südossetien zu unabhängigen Staaten erklärt, die unter Russlands Schutz stehen. Bild: Opfer eines russischen Luftangriffs auf ein georgisches Dorf
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Nach dem Ende des Kommunismus bestand die Tschechoslowakei noch zwei Jahre weiter. Auf Betreiben tschechischer und slowakischer Politiker beschloss 1992 das Parlament - ohne Referenden abzuhalten - den friedlichen Zerfall des Landes in die Tschechische Republik und die Slowakei. 1991 löste sich auch die Sowjetunion - ohne großen Krieg - in ihre Bestandteile, die ehemaligen Sowjetrepubliken auf. Damals entstand auch der Staat Ukraine, der Gebiete wie die Krim - die auch in Russland Begehrlichkeiten weckten - mitnahm Bild: Der slowakische Regierungschef Vladimir Meciar und sein tschechischer Amtskollege Vaclav Klaus beraten 1992 in Brünn über die Teilung der Tschechoslowakei
Wenn Staaten zerfallen und sich Gebiete abspalten
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