Alltag auf der Krim: Die Folgen der Annexion

A member of a pro-Russian self defence unit gestures as he drives past the Ukrainian naval landing vessel ´Konstantin Olshansky´ in Donuzlav bay in Crimea
A member of a pro-Russian self defence unit gestures as he drives past the Ukrainian naval landing vessel ´Konstantin Olshansky´ in Donuzlav bay in Crimea(c) REUTERS (STRINGER)
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Russland beansprucht die Krim für sich. Doch egal, ob Energie, Wasser oder Staatsbürgerschaft: Die Liste der Herausforderungen ist lang. Und in manchen Fragen könnte die Ukraine ein wichtiges Wort mitreden.

Auf der Krim wehen nun russische Fahnen, Präsident Wladimir Putin hat den Vertrag zur Annexion der Halbinsel bereits unterschrieben. Praktisch über Nacht hat die Krim den Staat gewechselt. Das ist nicht nur völkerrechtlich umstritten, die Abspaltung von der Ukraine bringt auch im Alltag ganz konkret Probleme mit sich, die die neuen Machthaber nun lösen müssen.


Energie und Wasser.

Die Energieversorgung auf der Krim ist großteils von der Ukraine abhängig. Vier eigene Kohlekraftwerke liefern nur ein Zehntel der benötigten Strommenge. Der Rest wird von der Ukraine importiert. Auch etwa 80 Prozent des Wassers gelangen aus dem ukrainischen Dnjepr-Fluss auf die Halbinsel. Die Führung in Kiew hat, zumindest offiziell, klargestellt, dass sie die Versorgung nicht unterbrechen wird, allerdings soll Russland für die Importe bezahlen.

Programmiert scheinen Spannungen im Gasbereich. Bereits letzte Woche hat die Krim-Führung den Energieversorger Tschernomorneftegas beschlagnahmt, der bis dahin in ukrainischem Besitz war. Dieser liefert zwei Drittel des Gases auf der Krim. Zudem wurden im Asowschen Meer 66 Milliarden Kubikmeter Gas entdeckt, auf die wohl beide Parteien Anspruch erheben werden.

Geld und Währung.
Seit Montag ist der Rubel offizielle Währung auf der Krim. Bis 1.Jänner 2016 sollen Bargeldgeschäfte und Überweisungen in ukrainischen Griwna aber möglich sein. Auch Gehälter, Sozialleistungen und Steuern werden seit dieser Woche in Rubel gezahlt. In diesem Zusammenhang könnte es für Russland teuer werden. Denn mit der Übernahme der Krim muss Russland für die Sozialleistungen aufkommen. Nach einer Anhebung auf das russische Niveau könnten laut russischen Offiziellen jährliche Kosten von etwa 18Milliarden Euro entstehen.


Staatsbürgerschaft.
Nach der Ratifizierung der Krim-Annexion vergangene Woche erhielten alle permanenten Bewohner der Halbinsel automatisch die russische Staatsbürgerschaft. Einen Monat lang haben sie nun Zeit, diese Staatszugehörigkeit abzulehnen.

Bisher waren die meisten Einwohner ukrainische Staatsbürger. Doch während die russische Verfassung eine Doppelstaatsbürgerschaft erlaubt, hat die Ukraine im Februar einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der den Besitz von zwei Pässen mit bis zu 165 Dollar ahndet. Politikern mit Doppelstaatsbürgerschaft drohen sogar bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Verkehr.
Die einzige Verbindung von der Krim zum Festland ist die Enge bei Perekop im Norden der Halbinsel. Dort verläuft nun die Grenze zur Ukraine. Noch ist offen, wie restriktiv die Kontrollen vollzogen werden. Aktuell stammen 90 Prozent der Lebensmittel und Industriegüter aus der Ukraine und wurden über diesen Weg auf die Krim transportiert. Eine teurere Alternative wäre die Versorgung über den Hafen von Sewastopol - dieser müsste aber modernisiert werden. Vor Kurzem hat Dmitrij Medwedjew auch den möglichen Bau einer 4,5Kilometer langen Brücke zum russischen Festland angekündigt. Kostenpunkt: etwa 500 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2014)

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