Krim-Tataren wollen eigenes Referendum

Muslim Tatar man prays in Kebir-Dzhami mosque in old town of Simferopol
Muslim Tatar man prays in Kebir-Dzhami mosque in old town of Simferopol(c) Reuters (THOMAS PETER)
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"Die Krim-Tataren sollten selbst über ihr Schicksal bestimmen", sagte der Vorsitzende der wichtigsten Tataren-Versammlung. Die moslemischen Tataren misstrauen Russland.

Die Krim-Tataren erwägen eine eigene Volksabstimmung darüber, ob sie zur Ukraine oder zu Russland gehören wollen und könnten so neue Spannungen auf der Halbinsel auslösen. "Die Krim-Tataren sollten selbst über ihr Schicksal bestimmen", sagte Refat Tschubarow, der Vorsitzende der wichtigsten Tataren-Versammlung, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Die 250 Mitglieder der Versammlung würden am Samstag über die Zukunft der rund 300.000 Krim-Tataren nach der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation beraten. Denkbar sei, dass man sich für ein eigenes Referendum aussprechen werde. "Innerhalb von drei Wochen finden wir uns in einer völlig anderen Situation wieder", sagte Tschubarow. "Niemand hat uns, die Krim-Tataren, gefragt, wie wir leben wollen."

Tiefes Misstrauen gegen Russland

Die moslemischen Krim-Tataren hegen ein tiefes Misstrauen gegenüber Russland, das in ihrer Massendeportation nach Zentralasien im Jahr 1944 unter Josef Stalin begründet ist. Vor zwei Jahrzehnten kehrten die ersten Krim-Tataren zögerlich in ihre Heimat zurück und stehen loyal zur Ukraine.

Heute stellen sie mit rund 15 Prozent eine Minderheit unter den rund zwei Millionen Bewohnern der Krim. Die Halbinsel im Schwarzen Meer fiel 1954 von Russland an die Sowjetrepublik Ukraine - vorangetrieben von Stalins Nachfolger Nikita Chruschtschow, einem gebürtigen Ukrainer.

Mit der Unabhängigkeit der Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ging die Krim, auf der die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist, für die Regierung in Moskau verloren - was Russland als Ungerechtigkeit beklagte.

Die Krim-Tataren sehen das anders. "Wir sind zwar weniger als die ethnischen Russen oder Ukrainer", sagte Tschubarow. "Aber das ist unser Land. Wir haben keinen anderen Platz außerhalb der Krim." Tschubarow fürchtet, dass die Krim-Tataren gezwungen sind, einen russischen Ausweis zu beantragen, wenn sie Schwierigkeiten vermeiden wollen. Eine doppelte Staatsbürgerschaft erlaubt das ukrainische Gesetz nicht. "Die Menschen könnten am Ende gezwungen sein, Bürger des Landes zu werden, das ihnen die Situation aufgezwungen hat, oder Bürger des Landes zu bleiben, das nicht in der Lage war, sie zu verteidigen."

(APA/Reuters)

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