Symposium: Helmut Schmidt kanzelt Westen ab

Symposium, Fischer, Schmidt
Symposium, Fischer, Schmidt(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt reihte sich ein in die Riege der "Putin-Versteher".

Wien. Von Franz Vranitzky über Heinz Fischer bis Werner Faymann hofierten Österreichs frühere und amtierende Regierungs- und Staatsspitzen den Parteifreund aus Hamburg. Als Ehrengast nahm der deutsche Altkanzler Helmut Schmidt bei der Konferenz über den „interreligiösen Dialog“ in Wien neben Freund Valéry Giscard d'Estaing in der ersten Reihe Platz, und am Mittwochabend richtete ihm Wiens Bürgermeister, Michael Häupl, anlässlich Schmidts drei Monate zurückliegenden 95.Geburtstags im Rathaus einen Empfang aus.

Doch die Schlagzeilen lieferte Schmidt nicht bei dem von Vranitzky initiierten Dialog der Elder Statesman über Ethik und Politik, sondern in seiner Eigenschaft als Mitherausgeber der „Zeit“. In der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung kanzelte er den Kurs des Westens gegenüber Russland ab. Wie auch Ex-Kanzler – und Lobbyist – Gerhard Schröder profilierte sich Schmidt als Ultra-Realpolitiker und „Putin-Versteher“, wie sie zur Zeit vielerorts Konjunktur haben.

Die Vorgangsweise des russischen Präsidenten auf der Krim bezeichnete er als „durchaus verständlich“, die Sanktionen der EU und der USA gegenüber Moskau tat er in typischer „Schmidt-Schnauze“-Manier als „dummes Zeugs“ ab. Sie würden ihr Ziel verfehlen, weil sie sowohl Russland als auch den Westen treffen würden. Auch der Ausschluss Russlands aus der Gruppe der G8 fand sein Missfallen. Die Situation in der Ukraine sei vor allem deshalb gefährlich, „weil der Westen sich so furchtbar aufregt“.

Warnung vor Atomkrieg

In seiner Grundsatzrede entpuppte sich Australiens konservativer Ex-Premier Malcolm Fraser beim Wiener Symposium als Gleichgesinnter. Er kritisierte in erster Linie die Rolle der Nato und das Selbstverständnis der USA. Darüber hinaus warnte er vor einem Atomkrieg: „Ein regionaler Atomkrieg kann nicht als Spekulation abgetan werden.“ Priorität müsse darum ein neuer Atomwaffensperrvertrag haben. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2014)

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