IS-Terror: War US-Geisel Kassig vor Enthauptung tot?

Abdul-Rahman (Peter) Kassig wurde vermutlich von der IS-Miliz vermutlich enthauptet. An dem Exekutionskommando dürften auch zwei Europäer beteiligt gewesen sein.
Abdul-Rahman (Peter) Kassig wurde vermutlich von der IS-Miliz vermutlich enthauptet. An dem Exekutionskommando dürften auch zwei Europäer beteiligt gewesen sein.(c) REUTERS
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Eine britische Zeitung beruft sich auf den Anführer einer syrischen Untergrundorganisation. Zwei Franzosen und ein Brite könnten an der Exekution des US-Bürgers Peter Kassig beteiligt gewesen sein.

Der US-Bürger Peter Kassig soll einem Zeitungsbericht zufolge schon vor seiner Enthauptung durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bei einem Luftangriff gestorben sein. Es gebe Hinweise darauf, dass der entführte Ex-Elitesoldat bereits am 5. November in der Ortschaft Tel Abyad in der Nähe der türkischen Grenze ums Leben gekommen sei, berichtet die britische "Daily Mail".

Die Zeitung beruft sich auf den Anführer einer syrischen Untergrundorganisation. Weitere Quellen oder eine unabhängige Bestätigung dafür gab es nicht.

Das am Sonntag aufgetauchte Video von der Enthauptung unterscheidet sich von den vier vorangegangenen Clips, in denen die Tötung westlicher Geiseln zu sehen war. So sprach Kassig vor seiner Enthauptung nicht direkt in die Kamera, und sein Körper war nicht komplett zu sehen. Auch der Ort der Aufnahme könnte ein anderer sein. Das gab Anlass zu zahlreichen Spekulationen über die Todesumstände.

Der bekannte US-amerikanische Pathologe Michael Baden hält es der Zeitung zufolge für möglich, dass die Ermordung inszeniert worden ist. Das sei möglich, wenn Kassig bei dem Luftangriff nicht am Kopf verletzt worden sei, zitiert die "Daily Mail" den Wissenschafter.

Mehrere Europäer an Geiselmord beteiligt

Die Staatsanwaltschaft in Paris ermittelt indes nach dem neuen Propagandavideo  gegen zwei verdächtige Franzosen. Die französische Justiz eröffnete am Montag ein Verfahren wegen Mordes und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Unter den Geiselmördern sollen nach Erkenntnissen aus Paris auch zwei zum Islam konvertierte und radikalisierte Franzosen sein. Bei einem der beiden könnte es sich um einen jungen Mann aus der Normandie handeln, der im August 2013 nach Syrien gereist sei, sagt Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve. Er stützt seine Einschätzung auf Analysen des Videos durch die Geheimdienste und spricht von einer "sehr großen Wahrscheinlichkeit", dass der Franzose zumindest beteiligt gewesen sei. Auch Staatsanwalt Molins sieht es als "möglich" an, dass der junge Mann im Video zu sehen ist.

Außerdem werde "ein zweiter Franzose" auf den Bildern vermutet, sagt Innenminister Cazeneuve. Nach Medienberichten nennt sich der aus dem Département Eure stammende Mann nun Abu Abdallah al-Faransi ("der Franzose"). Er soll höchstens 23 Jahre alt sein und nach einem Aufenthalt in Mauretanien im Jahr 2012 allein über die Türkei nach Syrien gereist sein.

Auch ein Mann aus dem britischen Cardiff ist offenbar auf dem Foto zu erkennen: Vermutlich handelt es sich um den 20-jährigen Nasser Muthana, 20 anni, einem ehemaligen Medizinstudent.

Kassigs Eltern "untröstlich"

Der 26 Jahre alte Ex-Elitesoldat Kassig war am 1. Oktober 2013 als Entwicklungshelfer in Syrien entführt worden. Das am Sonntag verbreitete Video zeigt seine Enthauptung. IS-Extremisten hatten zuvor bereits die beiden Amerikaner Jim Foley und Steven Sotloff sowie die Briten David Haines und Alan Henning ermordet. IS-Verbündete hatten außerdem in Algerien den Franzosen Hervé Gourdel enthauptet.

Die Eltern von Kassig drückten ihre tiefe Trauer aus. Sie seien "untröstlich", auch mit Blick auf die Angehörigen der anderen IS-Geiseln, die den Extremisten nicht entkommen seien, teilten Ed und Paula Kassig mit. "Wir sind unglaublich stolz auf unseren Sohn, dass er sein Leben nach seiner humanitären Berufung ausgelebt hat", hieß es in der über Twitter verbreiteten Stellungnahme. Die Eltern baten um Geldspenden an die US-Hilfsorganisation SAMS, die sich für eine bessere medizinische Versorgung in Syrien einsetzt.

Die USA und die EU verurteilten die Taten des IS. US-Präsident Barack Obama sprach der Familie Kassigs sein Beileid aus. Der aus Indianapolis (Indiana) stammende Entwicklungshelfer habe einen "unzähmbaren Geist des Guten und der Ausdauer" in sich getragen, erklärte Obama. Seine Entführung sei ein Akt des puren Bösen gewesen.

IS droht mit weiteren Morden

IS-Kämpfer drohten unterdessen mit der Ermordung von gefangenen libanesischen Soldaten und Polizisten, sollten nicht lebenslange Gefängnisstrafen gegen inhaftierte Extremisten aufgehoben werden, wie der libanesische Kanal Future TV berichtete. Insgesamt sind 24 libanesische Sicherheitskräfte in der Gewalt des IS und der radikalen Al-Nusra-Front, einem Ableger des Terrornetzwerkes al-Qaida.

(APA/dpa/Reuters)

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