Hollywoods geballte Star-Power für Hillary Clinton

Streep mit erhobenen Fäusten und in Bluse mit Motiven des Sternenbanners.
Streep mit erhobenen Fäusten und in Bluse mit Motiven des Sternenbanners.(c) Imago
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Die Hollywood-Diva Meryl Streep jubelte über einen historischen Moment - die Kür Hillary Clintons. Fast ganz Hollywood schlägt sich für die Demokratin in die Bresche.

Susan Sarandon hatte eine mürrische Miene aufgesetzt, als sie in der VIP-Loge der Parteitagsarena in Philadelphia beobachtete, wie Bernie Sanders - ihr politischer Held -zur Wahl Hillary Clintons aufrief. Die Schauspielerin, ein Alt-Hippie, hatte sich vehement für die progressive Agenda des linksliberalen Senators aus Vermont eingesetzt.

Anderntags stürmte eine andere Hollywood-Diva auf die Bühne des Parteikonvents, und sie legte mit erhobenen Fäusten, mit Gebrüll und demonstrativer Jubelpose einen weiteren Oscar-würdigen Auftritt hin. Um den historischen Moment zu feiern, die Kür der ersten Frau zur Präsidentschaftskandidatin, gab sich Meryl Street ganz patriotisch: Sie trug eine Bluse mit Motiven des Sternenbanners.

Streep in Macho-Rolle

Ihre Einlage folgte unmittelbar auf die Rede Bill Clintons, eines deklarierten Fans des Streep-Parts im Vietnamkriegsfilm des unlängst verstorbenen Regisseurs Michael Cimino "The Deer Hunter" ("Die durch die Hölle gehen"), und er markierte den zweiten Höhepunkt am Dienstagabend. Zu den Klängen von "We Are The Champions", einer Persiflage des Auftritts Melania Trumps in der Vorwoche beim Parteitag der Republikaner in Cleveland, stellte die Schauspielerin Elizabeth Banks die meistprämierte Aktrice des Landes vor. Streep hatte schon vor ein paar Wochen, in einer Hosenrolle, mit Donald-Trump-Perücke und als Macho verkleidet, bei einer Gala eim Central Park einen denkwürdigen und sehr amüsanten Moment, als sie einen Song des Musicals "Kiss Me Kate" abwandelte (mehr zu diesem komischen Auftritt).

Mit der nur ein Jahr älteren Generationskollegin Clinton teilt Streep den biografischen Hintergrund: Politisiert und sozialisiert in den bewegten, von Vietnamkriegsprotesten und Studentenunruhen geprägten späten 1960er-Jahren, ging sie erst an ein Frauen-College in Neuengland, um später in Yale Theaterwissenschaft zu studieren. "Hillary ist wie wir, und wir sind wie Hillary." Und sie erinnerte sich einmal an die gemeinsame Zeit in Yale: "Während ich Cheerleaderin war, wurde sie Präsidentin des Studentenverbands."

"Es braucht Mut und Anmut"

In Philadelphia rühmte die 67-Jährige, die in der Rolle der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher ihren dritten Osar gewonnen hatte, die Polit-Pionierein Clinton: "Es braucht Mut und Anmut." Streep würdigte bahnbrechende Frauen der Geschichte, die Pilotin Amelia Earhart, die Richterin Sandra Day O'Connor, die erste Vizepräsidentschaftskandidatin Geraldine Ferraro und Harriet Tubman, die afro-amerikanische Aktivistin gegen die Sklaverei. "Sie wird die erste, aber nicht die letzte Präsidentin sein", frohlockte Streep über die Präidentin in spe.

In Philadelphia versammelt sich diese Woche die geballte Star-Power Hollywoods, die Trump für seine Parteitags-Show in Cleveland bloß vollmundig versprochen hatte. Lena Dunham und Sarah Silverman, die Stimmen einer jüngeren Frauen-Generation, traten für Clinton ein. Musikalisch orchestrieren Protagonisten aller Epochen und Musikrichtungen Clintons Krönungsmesse: Paul Simon, Alicia Keys, Katy Perry, Lady Gaga, Lenny Kravitz, Snoop Dog oder auch Cyndy Lauper.

Hollywood-Appell und Boykott

Mehr als 100 Stars haben gleichzeitig in einer Online-Petition vor einer Wahl Donald Trumps gewarnt, darunter Hollywood-Größen wie Julianne Moore, Woody Harrelson, Samuel L. Jackson, Mark Ruffalo, Jane Fonda oder Rockstars wie Michael Stipe, Ex-Frontmann von REM. Die Unterzeichner begründeten ihren Appell mit den Hasstiraden Trumps gegen Frauen, Latinos oder Behinderte. Es geht ihnen darum, "die Macht unsere Stimme und unseres Wahlrechts" zu nutzen, um Trump zu stoppen. Der linke Filmemacher und Polit-Aktivist Michael Moore hatte ja neulich die notorisch liberale Hollywood-Klientel aufgeschreckt: "Schlechte Nachrichten: Donald Trump wird zum Präsidenten gewählt werden."

Der egozentrische Milliardär ist derweil mit einem Boykott konfrontiert. Pop- und Opernstars wie die Erben des Beatle George Harrison oder des Tenors Luciano Pavarotti entzogen ihm die Rechte für Wahlkampfsongs wie dem Hit "Here Comes the Sun" oder der Puccini-Arie "Nessun Dorma" aus "Turandot". Auch die Rolling Stones, Neil Young, Adele, Queen oder Aerosmith sabotieren Donald Trump.

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