Die Organisation fordert den libyschen Übergangsrat auf, Menschenrechtsverletzungen der Kämpfer zu stoppen.
Amnesty International hat die neue libysche Führung aufgerufen, Menschenrechtsverletzungen ihrer Anhänger im Kampf gegen den langjährigen Diktator Muammar al-Gaddafi zu stoppen. In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zur Lage in Libyen erhebt die Menschenrechtsorganisation schwere Vorwürfe: Kämpfer und Anhänger des Nationalen Übergangsrats hätten frühere Gaddafi-Kämpfer, vermeintliche Verbündete sowie Ausländer, die sie fälschlicherweise für Söldner hielten, "entführt, willkürlich gefangen gehalten, gefoltert und getötet".
Der Nationale Übergangsrat stehe vor der schwierigen Aufgabe, seine Kämpfer und Selbstschutzgruppen zur Rechenschaft zu ziehen, die für "schwere Menschenrechtsverletzungen, mögliche Kriegsverbrechen eingeschlossen", verantwortlich seien, schreibt Amnesty. Der Übergangsrat verurteile die geschilderten Vergehen zwar, spiele aber gleichzeitig "ihr Ausmaß und ihre Schwere" herunter.
Insbesondere kritisierte Amnesty International den Übergangsrat für sein Versäumnis, Gerüchte klarzustellen, wonach Gaddafi Schwarzafrikaner als Söldner angeheuert habe. Vorstandsmitglied Claudio Cordone rief die neue Führung auf, mit der Gewalt der vergangenen vier Jahrzehnte endgültig zu brechen und künftig die Achtung der Menschenrechte ins Zentrum ihrer künftigen Politik zu stellen.
Der Bericht listet eine Reihe von konkreten Vergehen auf, räumt aber gleichzeitig ein, dass die Taten nicht mit dem Ausmaß der Verbrechen unter Gaddafi zu vergleichen seien.
USA zeigen sich besorgt
Die US-Regierung zeigte sich insbesondere über die Berichte zur Lage der schwarzafrikanischen Einwanderer oder Flüchtlinge in Libyen besorgt. Niemand dürfe aufgrund seiner Hautfarbe oder seiner Nationalität "festgehalten oder drangsaliert" werden, erklärte eine Sprecherin des US-Außenministeriums in Washington.
Laut serbischen Medienberichten sollen mehr als 40 ausländische Söldner von Rebellen erschossen worden sein. Wie die kroatische Tageszeitung "Vecernji list" berichtete, wurden 12 Serben, neun Kroaten, elf Ukrainer und zehn Kolumbianer in Misrata hingerichtet. Das serbische Außenministerium war am Dienstag bemüht, die Berichte zu prüfen. Zunächst hieß es jedoch, man habe keine näheren Information darüber.
(Ag.)