Joachim Gauck, Theologe und früherer Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, hat als erster Ostdeutscher das höchste Staatsamt der Bundesrepublik erklommen. Er wurde mit 991 von 1228 gültigen Stimmen von der Bundesversammlung zum deutschen Bundespräsidenten gewählt.
Gauck gilt als integer und redlich, ist bei den Bürgern beliebt, steht über den Parteien, hat aber stets den Respekt einer breiten politischen Mehrheit genossen. Vor zwei Jahren hatten ihm Union und FDP noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun haben sie ihn mitgetragen.
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Bei der Kandidatur 2010 war Gauck auf dem Ticket von SPD und Grünen gefahren und hätte seine Außenseiterchance fast nutzen können. Erst im dritten Wahlgang konnten Union und FDP ihren damaligen Kandidaten, den vormaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, durchsetzen.
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Nachdem Wulff am 17. Februar 2012 das Handtuch geworfen hatte, schoben die Sozialdemokraten Gauck erneut ins Rampenlicht. Als schließlich auch die Grünen sowie die Regierungsparteien FDP und danach CDU/CSU auf Gauck umschwenkten, galt dessen Wahl als sicher.
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Der im Kriegsjahr 1940 als Kapitänssohn in Rostock geborene Gauck wollte eigentlich in der DDR Journalist werden, erhielt aber keinen Studienplatz für Germanistik. Kein Wunder, hatte er sich doch der Pionierorganisation ebenso verweigert wie der Jugendorganisation "Freie Deutsche Jugend". So studierte er nach dem Schulabschluss evangelische Theologie und wurde Pfarrer.
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Im Wendejahr 1989 engagierte sich Gauck im Neuen Forum. Dort kümmerte er sich um die Aufdeckung des Überwachungsapparates der DDR. Dieses Aufgabenfeld sollte Gauck in den folgenden elf Jahren nicht mehr loslassen. Das Amt des "Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR" übte er überaus streitbar aus.
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Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) etwa, dessen Kontakte zur Stasi jahrelang die deutsche Politik beschäftigten, fühlte sich von Gauck ungerecht behandelt. Konflikten geht der streitbare Intellektuelle demnach nicht aus dem Weg und der Kampf für die Freiheit ist sein Lebensmotto.
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Über das höchste Staatsamt hat der redegewandte Gauck zudem präzise Vorstellungen: "Als Repräsentant des ganzen Volkes kann der Bundespräsident zwischen den Regierten und den Regierenden vermitteln und zu einer besseren Verständigung zwischen ihnen beitragen."
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Bei seinem Abschied als Chef der Stasiunterlagenbehörde im Jahr 2000 hatte er noch gesagt, Bundespräsident wolle er nicht werden. Ein Mecklenburger wisse um seine eigenen Grenzen.
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Bei der Pressekonferenz zu seiner Nominierung als Bundespräsident sagte Gauck nun, er wolle den Deutschen vermitteln, dass sie "in einem guten Land leben, das sie lieben können". Er sei aber kein "Supermann" und müsse sich die Vorschusslorbeeren erst verdienen. Wochen später wurde Gauck gewählt, seine erste Reaktion als neuer deutscher Bundespräsident: "Was für ein schöner Sonntag."
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''Ich bin kein Supermann''
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